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Runder Geburtstag: Günter de Bruyn wird achtzig

Schriftsteller Günter de Bruyn schrieb einmal über seine Kindheit: "Nie mehr habe ich so isoliert gelebt wie als Kind... Das Kind blieb in der Diaspora allein". Er habe sich damals gefühlt wie "ein Träumer unter Anpassern".

Berlin - Heute gilt de Bruyn, der am Mittwoch seinen 80. Geburtstag feiert, mit seinem umfangreichen literarischen und literaturkritischen Werk als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftsteller.

Günter de Bruyns Werk besteht aus meist autobiografisch gefärbten, realistischen Romanen und Erzählungen, in denen er das Privatleben der DDR-Kulturschaffenden kritisch unter die Lupe nimmt. Der Autor ist auch bekannt für seine Essays zu literaturwissenschaftlichen und historischen Themen, vor allem zur Geschichte Preußens. Schließlich ist de Bruyn ebenso Herausgeber mehrerer Autoren des 18. und 19. Jahrhunderts, die in ihrem Schaffen stets einen Bezug zu Berlin und zur Mark Brandenburg haben - seiner Heimatregion. Sie sind unter dem Titel "Märkischer Dichtergarten" erschienen.

Die Liebe zu Büchern

Am 1. November 1926 in Berlin geboren, hatte de Bruyn eine bewegte Jugend. Schon mit 17 Jahren wurde er als Luftwaffenhelfer zum Kriegsdienst einberufen. Er zog sich eine Kopfverletzung zu, die einige Zeit sein Sprachzentrum lähmte. Später geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Danach ließ er sich 1946 in Potsdam zum Neulehrer ausbilden. Drei Jahre lang war de Bruyn dann als Lehrer in einem märkischen Dorf tätig, bevor er sich auch beruflich seiner Liebe zu Büchern widmete und in Berlin eine Ausbildung zum Bibliothekar machte. Von 1953 bis 1961 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralinstitut für Bibliothekswesen in Ost-Berlin.

Seinen Traum vom Bücher schreiben verwirklichte er sich im Jahr 1961. Seitdem ist de Bruyn als freier Schriftsteller tätig. Mit seinen Romanen "Buridans Esel" (1968) und "Preisverleihung" wurde er auch im Westen bekannt. Im Oktober 1989 sorgte der Autor in der bewegten Wende-Zeit für Schlagzeilen, weil er die Annahme des Nationalpreises der DDR ablehnte. Später schrieb er die viel beachteten Autobiografie-Bände "Zwischenbilanz. Eine Jugend in Berlin" und "Vierzig Jahre. Ein Lebensbericht".

Gewinner zahlreicher Preise

In den 45 Jahren als Autor hat de Bruyn zahlreiche Bücher geschrieben und fast ebenso viele Preise dafür bekommen, unter anderem den Thomas-Mann- und den Lion-Feuchtwanger-Preis, den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland und erst vor kurzem den Jacob-Grimm-Preis Deutsche Sprache. Heute lebt und arbeitet der Schriftsteller in Görsdorf bei Beeskow in der Mark Brandenburg sowie in Berlin.

Zum 80. Geburtstag des Autors hat der S. Fischer Verlag vor kurzem das Buch "Als Poesie gut" herausgebracht - ein Essay, das sich mit Schicksalen aus Berlins Kunstepoche von 1786 bis 1807 befasst. Das Kleist-Museum in Frankfurt (Oder) richtet gleich mehrere Veranstaltungen zum Geburtstag des Schriftstellers aus: Am Dienstag gibt es eine Tagung zum Werk Günter de Bruyns sowie eine Lesung mit ihm. An seinem Ehrentag findet ein Festakt mit dem Brandenburgischen Staatsorchester in der Konzerthalle Frankfurt (Oder) statt.

Zuvor wird eine Kabinettausstellung zu Leben und Werk des Autors eröffnet, die Museumsarchivar Hans-Jürgen Rehfeld maßgeblich mit zusammengestellt hat. Sie informiert nach seinen Worten über das gesamte schriftstellerische Schaffen de Bruyns, über seine bekannten und auch weniger bekannten Werke sowie über den politischen Menschen de Bruyn. (tso/ddp)

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