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Brett Dean

© Pawel Kopczynski

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin: Violas Jagd

Als Bratscher begann der Australier Brett Dean seine Musikerkarriere, heute ist er zudem ein weltweit gefragter Komponist. Beim RSB spielt er sein Violakonzert. Und Dirigent Peter Oundjian lässt Gustav Holsts "The Plantes" folgen.

„Wenn Paul Hindemith in einer Band von Tom Waits gespielt hätte“: So imaginiert Brett Dean eine Art von Kreuzung in dem Satz „Pursuit“ seines eigenen Konzerts für Viola. Dean ist Bratscher von Herz und Seele und war in dieser Eigenschaft 14 Jahre Mitglied der Berliner Philharmoniker, bevor er in seine australische Heimat zurückging, um zu komponieren. Berlin ist ihm zweite Heimat geblieben, und die Auftragslage international nicht schlecht. Seine „Last Days of Socrates“ hat Simon Rattle mit den Philharmonikern im vorigen Frühling aufgeführt.

Der Klang der Viola ist etwas rau, aber feinen Ausdrucks mächtig. Geht es nicht gerade um die berühmte Bratschenstelle in Bruckners Vierter, so wird ihre Mittelstimme im Orchester leicht zwischen Violinen und Celli vereinnahmt. Diesen Instrumenten gehören die Konzerte des klassisch-romantischen Repertoires.

Deans Bratschenkonzert, das er selbst spielt, erzählt vom Schicksal der Bratsche. Nach musikalischen Einflüssen befragt, nennt er als bedeutendste Figur Hindemith, den Bratscher mit der Fülle seiner Musik um die Viola. Aber die Solobratsche Deans gibt sich kämpferischer. Nach einem einleitenden „Fragment“ mit lichten Höhen arbeitet sie sich in „Pursuit“ durch die Orchesterdichte, ihr Ton hat manchmal den rauen Ton von Tom Waits, und bisweilen klingt ihre Jagd wie ein Kampf gegen Windmühlen. Versteht sich, dass er nicht aussichtslos bleibt, wo die leisen Trompeten blasen, sowie in der Elegie des dritten Satzes. Als Interpret seines 2005 in London uraufgeführten Stücks wird Dean in der Philharmonie herzlich gefeiert.

Das Rundfunk-Sinfonieorchester, das auch ohne seinen Chef Marek Janowski gut aufgestellt ist, schließt die „Planeten“-Suite von Gustav Holst an. Der Mars bringt Krieg, die Venus Frieden. Ein Schub Strawinsky ist schon in der Musik, ohne dessen Komplexität zu erstreben, dankbare Soli färben die sieben Himmelskörper ein. Akkurat und schwungvoll dirigiert Peter Oundjian, so dass der Jubel gewiss ist. Es ehrt die lange Partitur, dass sie zeitlich vor (so Dramaturg Steffen Georgi) der Filmmusik Hollywoods entstand. Mit dem Puderzucker der Celesta, der auch den „Rosenkavalier“ versüßt.

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