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Rundfunk-Sinfonieorchester: Gefeiertes Mahler-Konzert

Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin spielt Gustav Mahlers vierte Symphonie unter der Leitung von Dirigent Hugh Wolff.

Draußen die irdischen Genüsse des Weihnachtsmarkts vor dem Konzerthaus, drinnen das himmlische Schlaraffenland der vierten Symphonie Gustav Mahlers: Unter der poetischen Kontrolle des Dirigenten Hugh Wolff zeigt das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, dass es zu jeder gewünschten Flexibilität der Tempi und Dynamik fähig ist. Wie lieblich gelingt das Ritardando der ersten Geigen nach den Achteln der Flöten und Schellen zu Beginn!

Wolff modelliert die Klänge beinahe bildhaft, ein bisschen theatralisch vielleicht, aber wirksam. Es wird eine schöne strukturbewusste Aufführung des ganzen Werkes, die das Publikum begeistert. Und doch: Wenn „in gemächlicher Bewegung“ des zweiten Satzes der Tod als Dorfmusikant kommt, wenn die höher gestimmte Violine von Erez Ofer mit aller Kunst Gespenstisches thematisiert, bleibt es bei einer eher freundlichen Interpretation. Im Verlauf verliert sich die Innenspannung der Musik, weil auf die Maskenhaftigkeit ihres (scheinbaren) Humors verzichtet wird. Ein gepflegter, nicht unerfüllbarer Kindertraum.

Es wird erzählt, dass der junge Alban Berg nach der Wiener Erstaufführung der Vierten mit einer Schar Gleichgesinnter ins Künstlerzimmer gestürmt sei, um Mahlers Taktstock zu erobern. Etwas bezwingend Gebieterisches, Überwältigendes muss im Dirigieren des Komponisten gewesen sein. Die Anekdote aber kann als Angelpunkt des Programms dienen. Lisa Milne, Solistin des Wunderhornliedes in der Symphonie, singt mit Sensibilität und feinem Sopran die „Sieben frühen Lieder“ von Alban Berg, die er während seiner Lehrzeit bei Arnold Schönberg schrieb: „Das war der Tag der weißen Chrysanthemen“ aus glücklicher Wiener Zeit. 

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