zum Hauptinhalt
Ryan Gosling als Holland March und Russell Crowe als Jackson Healy in "The Nice Guys".

© Concorde Filmverleih/Daniel McFadden/dpa

Russell Crowe und Ryan Gosling: "The Nice Guys" - Herrendoppel mit Girlie

Reichlich Chaos im L.A. der 70er Jahre: Ryan Gosling und Russell Crowe geben sich reichlich testosterongeladen in „The Nice Guys“.

Willkommen im retro-coolen Genrekino: Im Zentrum der in den 1970er Jahren spielenden Action-Farce „The Nice Guys“ stehen zwei Privatermittler, die auf recht unterschiedliche Weise an der alltäglichen Kriminalität in Los Angeles partizipieren. Jackson Healy (Russell Crowe) ist ein Berufsschläger, der aufdringliche Männer unmissverständlich und schmerzhaft dazu bringt, seine Klientinnen in Ruhe zu lassen. Entspannt professionell führt er seine Arbeit aus und gibt den Opfern sogar vorab wertvolle Ratschläge für die medizinische Nachbehandlung. Seinem Kollegen Holland March (Ryan Gosling) bricht er erst einmal den Arm, bevor die beiden feststellen können, dass sie am selben Fall dran sind, und sich kooperative Handlungsmöglichkeiten eröffnen.

Durch einen Autounfall ist eine Pornodarstellerin ums Leben gekommen und eine Umweltaktivistin, die ihr ähnlich sieht, wird von der Auto- und Sexfilmindustrie, korrupten Gesetzeshütern und ihrer einflussreichen Mutter (Kim Basinger) gleichermaßen verfolgt. Der Plot bleibt verworren, bietet jedoch den Nährboden für Überraschungsmomente, in denen die Erwartungen zunächst bedient und wenig später konterkariert werden.

Anspruch auf unorthodoxe Kinounterhaltung

Regisseur Shane Black, der mit „Lethal Weapon“ einen Genre-Klassiker schrieb und dessen Regiedebüt den programmatischen Titel „Kiss Kiss Bang Bang“ trug, gelingt die Inszenierung dieser scheinbar locker gestrickten Action-Komödie souverän. Schon in der ersten Einstellung, in der man eher beiläufig durch das Küchenfenster ein Auto von der Straße abkommen sieht, das erst nach langen 20 Sekunden die Wand des Wohnzimmers durchbricht, ist klar, dass Stil und Timing hier wichtiger sind als hyperventilierende Actionsequenzen. Die Tradition des Los-Angeles-Noir-Films, die Romane von Dashiell Hammett oder James Ellroy bilden hier ebenso den popkulturellen Rahmen wie Filme von P. T. Anderson oder den Coens, von denen die „Nice Guys“ den drastisch-pointierten Gewalteinsatz übernommen haben. Aus den Verweisen leitet Shane allerdings keine Meisterwerk-Allüren ab, sondern gibt sich mit dem Anspruch auf unorthodoxe Kinounterhaltung zufrieden.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Überraschend gut funktioniert auch das Herrendoppel. Russell Crowe verleiht seiner oftmals enervierenden Hypermaskulinitat hier einen übermüdet-verbrauchten Charme. Ihm gegenüber zappelt sich Ryan Gosling vergnügt durch die Rolle des etwas linkischen Ermittlers, der sich fortwährend in uncoolen Heldensituationen wiederfindet. Seiner Figur hat Black eine 13-jährige Tochter (Angourie Rice) zur Seite gestellt, die sich auch in höchster Gefahr nicht abschütteln lässt. Das lebensweise Mädchen bietet einen überraschend tragfähigen Kontrapunkt zum testosteronlastigen Treiben und gibt dem Film etwas, was sich in diesem Genre kaum einer leistet: ein Gewissen.

In 22 Berliner Kinos; OV: Alhambra, Cinestar SonyCenter, Colosseum, Karli, Rollberg, Zoo Palast; OmU: Hackesche Höfe

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false