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Kultur: Russisches Feuer

Zar Peter der Große öffnete Russlands Tor zur westlichen Welt auch für europäische Musiker.Zunächst wurden Deutsche, dann auch Italiener als Instrumentalisten, Komponisten und Lehrer angeworben.

Zar Peter der Große öffnete Russlands Tor zur westlichen Welt auch für europäische Musiker.Zunächst wurden Deutsche, dann auch Italiener als Instrumentalisten, Komponisten und Lehrer angeworben.Seit 1730 unterhielt der Zarenhof neben der berühmten Hofkapelle eine fest institutionalisierte Hofoper.Das Repertoire der weltlichen russischen Musik des 18.Jahrhunderts ist jedoch nicht nur in westlichen Konzertsälen so gut wie unbekannt.Seit 1982 bemühen sich die Geigerin Tatjana Grindenko und die Moskauer Kammerakademie hier Abhilfe zu schaffen, wie nun ei den Musikfestspielen Potsdam Sanssouci stellte das Ensemble in der Kirche St.Peter und Paul auf Nikolskoë.

Daß die gespielten Sinfonien, Sonaten, Variationen und Konzerte fast alle einen italienischen Anstrich hatten, nach den Zeitgenossen Mozarts, Haydns, im Falle der feurig moussierenden C-Dur-Streichersinfonie eines namentlich nicht bekannten Komponisten sogar nach Rossini klangen, verwundert kaum.Russische Begabungen wie Maxim Beresowski und Dmitri Bortnjanski wurden von italienischen Lehrern in Petersburg ausgebildet und schlossen ihre Lehrzeit in Italien ab.Der eigene Ton dieser "russischen Klassik" ist dennoch unüberhörbar.In der unverkennbar russischen Melodik prägt er sich aus; in unkomplizierten Bauformen, einer holzschnitthaften Führung der Stimmen und stark hervortretenden tänzerischen Elementen.Entsprechend legte die Moskauer Kammerakademie weniger Wert auf makellose Intonation, Tonbildung und Zusammenspiel, als auf Temperament und Kasatschok-artige Beschleunigungen.Die nachhaltigsten Eindrücke hinterließen Sonaten und Variationen von Maxim Beresowski und Iwan Chandoschkin und der offenbar halb blinde Cembalist der Moskauer Kammerakademie, Fjodor Stroganov, der fast das ganze Programm, einschließlich des Cembalo-Konzerts von Bortnjanski auswendig, dafür mit umso lebendigeren und eigentümlicheren inneren Visionen spielte und begleitete.

Die Kammerakademie spielt "Musik am russischen Zarenhof" heute, 20 Uhr, im Raffaelsaal der Orangerie von Sanssouci.

BORIS KEHRMANN

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