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Saab & Co: Die schärfsten Fahrer der Elche

Eine Autogeschichte von Rüdiger Schaper.

Es gab mal eine Zeit, da waren Schriftsteller und Intellektuelle an der Automarke zu erkennen. Sie fuhren Saab. Schon das Zündschloss in der Mittelkonsole war Ausdruck einer gepflegten Individualität, und selbst im Saab-900-Cabrio mit Turbomotor fiel man nicht unangenehm protzig auf. Links blinken, rechts überholen – die Karrieretechnik hatten die Schweden irgendwie in ihre schweren Kisten eingebaut. Saab war ein Panzer fürs Gemüt. Die Ingenieure aus der Stadt mit dem schönen Namen Trollhättan hatten stets den Ernstfall vor Augen: den Elch. Die im Norden zahlreichen Zusammenstöße mit den Riesenviechern inspirierten sie zu immer neuen Sicherheitseinbauten. Dass die Firma Saab in den Dreißigern als Sturzkampfbomberschmiede gegründet worden war, schadete dem intellektuellen Image nicht. Im Gegenteil: Der 900er vermittelte das Gefühl, in einem Flugzeug-Cockpit zu sitzen; vielleicht war es auch einfach nur eng hinterm Steuer.

Schlechter verdauten Saab-Aficionados die Übernahme des Unternehmens durch General Motors im Jahr 2000. Ein bitterer Kelch. Die Veropelung begann. Die Modelle reihten sich ein in den Mainstream, dahin das unverkennbare Design mit dem langgezogenen Heck, das an Oldtimer gemahnte. Ein schwacher Trost: Es begannen irgendwie mit ihrem Auto auch die Intellektuellen zu verschwinden.

Auf dem Schrottplatz der Geschichte herrscht kein Platzmangel. Nun droht das allerletzte Kapitel dieser Liaison von Geist und Technik. GM ist pleite, die Manager in Detroit kündigen radikale Maßnahmen in Europa an, Schwedens Regierung hat staatliche Hilfen für Saab ausgeschlossen. Auch Opel wackelt. Obwohl Rüsselsheim längst das Popel-Image überwunden hat. Schade, dass es keine Abwrackprämie für alte Autogeschichten und Rücksitzerinnerungen gibt: Nicht nur Saab wäre aus dem Gröbsten heraus.

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