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Kultur: Sag doch ja

Yannick Nézet-Séguin dirigiert die Staatskapelle.

Er ist ein Dirigent, wie ihn gerade jeder haben will: Yannick Nézet-Séguin, 38 Jahre jung, entfacht zwischen Montreal, Rotterdam, London und Philadelphia einen unwiderstehlichen Klassiksog. Der Frankokanadier erscheint als eine smarte Mischung aus Tänzer, Barkeeper und Stierkämpfer: Elegant und ausdauernd gewinnt er Musiker wie Zuhörer für sich, ohne je in seiner Energie nachzulassen, die in ihrem Kern immer erst einmal Bejahung bedeutet. Zu ihrem letzten Saisonkonzert hat sich die Staatskapelle Nézet-Séguin in die Philharmonie eingeladen. Das Programm auf den Pulten ist gewaltig: Auf Mozarts Klavierkonzert A-Dur KV 488 folgen Szymanowskis Sinfonia concertante und nach der Pause die Fünfte von Schostakowitsch. Mit jedem Werk wird der Musiker Nézet-Séguin ein Stück deckungsgleicher mit dem geschmeidigen Musikdarsteller.

Bei Mozart tun sich zwischen Dirigentenattacke und in sich ruhendem Orchesterklang noch Schattenfugen auf, die Piotr Anderszewski mit seinem mild strahlenden Klavierklang hinweg zu leuchten trachtet. Das Zusammenspiel wird dadurch indirekter als Nézet-Séguins Choreografie vermuten lässt. Sehr souverän, wenn auch auf eine etwas zu große Leinwand projiziert, arbeiten sich Dirigent und Solist durch Szymanowskis Sinfonia concertante. Zwischen Mozart und Schostakowitsch platziert, entfaltet sie weniger Eigenleben als ihr zu wünschen wäre. Dann die Fünfte: Mit fließendem Pinselstrich lässt Nézet-Séguin die Klangschichten auftragen, wunderbar seidig glänzend, aber noch nicht völlig ausgehärtet. Sein Schostakowitsch traut sich unverstellt an die ungeheure Schönheit dieser Musik heran. Weniger erschütternd wirkt sie dadurch nicht. Ulrich Amling

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