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Salzburger Festspiele: Alexander Pereiras Traum

Drei Anläufe war ihm die Sache wert (nach Karajan, nach Mortier, nach Ruzicka), im vierten hat es nun geklappt: Ab 2011 wird Alexander Pereira neuer Intendant der Salzburger Festspiele. Damit dürfte der gebürtige Wiener, heuer 62, am Ziel seiner Träume sein. Alexander Pereira leitet die Salzburger Festspiele

Vier Stunden benötigte das Festspiele-Kuratorium am späten Dienstagabend, um Pereira vor seinen Mitbewerbern Stéphane Lissner, 56, und Pierre Audi, 52, den Zuschlag zu geben. Vier Stunden, in denen es vor allem um die wirtschaftliche Zukunft der propersten Festspiele der Welt ging. Pereira, seit 1991 Direktor des Zürcher Opernhauses, hat es bei den nicht gerade kulturbesessenen Eidgenossen gut gelernt, Sponsoren zu pflegen und es sich mit der Politik nicht zu verscherzen. Außerdem sei ihnen wichtig gewesen, so die Kuratoriums-Vorsitzende, dass Pereira Österreicher sei „und Deutsch spricht“.

Für die Prozente, die aus den Mäzenatengeldern in seine eigene Tasche flossen, ist Pereira in Zürich ebenso kritisiert worden wie für die Beliebigkeit seines Programms und dessen fließbandartigen Premierenaushub. 12, 13 Neuproduktionen pro Spielzeit, das macht dem Rennpferde- Narr in der Branche so schnell keiner nach. Und auch um die Züricher Gesellschaft mit einem 20-jährigen Fotomodell an seiner Seite zu brüskieren, braucht es sicher einige Kondition.

Eine Personalie, die vom Stallgeruch her fast zu gut an die Salzach passt. Mit dem (österreichischen) Dirigenten Franz Welser-Möst, bis 2008 Musikchef in Zürich, ist Pereira sehr eng. Ab Herbst 2010 wird Welser-Möst Generalmusikdirektor der Wiener Staatsoper. Dort sitzen die in Salzburg traditionell kräftig mitmischenden Wiener Philharmoniker im Graben, mit denen Pereira sich seit seiner frühen Zeit am Wiener Konzerthaus gar nicht verstand. Dieses Blättchen scheint sich nun gewendet zu haben, jedenfalls votierte auch Philharmoniker- Vorstand Clemens Hellsberg für Pereira.

Dass man die Wiener weder mit Regie-Terroristen noch mit neuer Musik ködern kann, liegt auf der Hand. Im künstlerischen Sinne mutig ist die Entscheidung für Pereira ohnehin nicht. Interessant wird allenfalls, wer wann wohin geht. Pereira will und kann nicht vor 2011 beginnen, sein Vorgänger Jürgen Flimm indes möchte ab 2010 als Berliner Staatsopernintendant agieren. Lässt man den glücklosen Flimm ziehen, muss Salzburg einen Sommer ohne Intendanten überbrücken. Lässt man ihn nicht, hat Berlin ein echtes Problem. 

Christine Lemke-Matwey

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