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Kultur: Sammlungsstrategien: Ein neues Buch dokumentiert die Erwerbungspolitik der Gemäldegalerie zwischen 1830 und 1904

Wie kamen die Bilder Rafaels in die Berliner Gemäldegalerie? Warum besitzen die Berliner Museen keinen Michelangelo, aber so viele erstklassige Niederländer aus der Renaissance- und Barockzeit?

Wie kamen die Bilder Rafaels in die Berliner Gemäldegalerie? Warum besitzen die Berliner Museen keinen Michelangelo, aber so viele erstklassige Niederländer aus der Renaissance- und Barockzeit? Wer war überhaupt für deren Ankauf verantwortlich und woher kam das Geld? All das sind Fragen, auf die es bisher nur unzureichend Antworten gab - es sei denn, man begab sich in die aufwendige Archivarbeit.

Genau diese hat Tilmann von Stockhausen auf sich genommen und jetzt ein Buch vorgelegt, das in seinem Katalog der Erwerbungen von 1830 bis 1904 mit 746 Gemälden (jeweils mit Kaufpreisangabe!) als erschöpfend gelten kann. Weiterhin wird der Leser genau über die Organisationsstrukturen des Museums unterrichtet, von den frühen Konzepten aus der Zeit Humboldts, über die Bedeutung, die die preußischen Könige für diese Einrichtung hatten und nicht zuletzt über das Museumspersonal und dessen Sammlungsstrategien, welche sich im Laufe des 19. Jahrhunderts drastisch wandelten. Denn auch Gemäldegalerien haben Durststrecken durchzustehen: Konnte im ersten Jahrzehnt nach der 1830 erfolgten Berliner Museumsgründung noch aus dem Vollen geschöpft werden, so änderte sich das mit dem 1839 berufenen Generaldirektor Ignaz von Olfers, da dieser das alte Ägypten bevorzugte. Viele der damals der Berliner Galerie angebotenen Bilder, auch ein Michelangelo, kamen so nach London und Paris.

Erst mit der Professionalisierung der Berliner Museen in den späten 70er Jahren des 19. Jahrhunderts standen wieder Gelder zur Verfügung. Die bescheidenen Mittel hatte der damalige Direktor Julius Meyer für viele erstklassige Ankäufe genutzt. Gerade über die bisher nie beachtete Bedeutung Meyers für den Museumsbetrieb ist viel Neues zu erfahren. Auf seiner Arbeit konnte dann der umtriebige Wilhelm von Bode ab 1890 als sein Nachfolger aufbauen und die Berliner Galerie schließlich zu dem Weltniveau führen, das sie bis heute genießt.

Olaf Matthes

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