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Kultur: Samt mit Streifen

Die Galerie Spandow zeigt Gemälde von Maria Conradi

Erst im unmittelbaren Angesicht entfalten die Bilder der Bremer Malerin Maria Conradi ihren Zauber. Es scheint, als hätte sie die in mehreren Schichten aufgetragene Farbe wieder von der Leinwand abgekratzt, wobei sie die unteren Farbschichten zum Leuchten bringt. Wie ausgedörrt wirken nach dieser Behandlung die Oberflächen, die gleichermaßen in ihrer stofflichen Struktur an schweren Samt erinnern. Zu ihrer Technik befragt, schweigt die Künstlerin lächelnd. Und tatsächlich gibt es auch ohne Hilfestellung genug zu entdecken: Großformatige Blumen, ein Stuhl oder menschliche Körper sind zu erkennen, manchmal nur noch zu erahnen (Preise zwischen 800 und 4000 Euro). Auf anderen Gemälden ist es allein eine schmale Linie, die wie ein Horizont die Leinwand in oben und unten teilt. Leichtfüßig bewegt sich die 1937 geborene Künstlerin auf dem schmalen Grat zwischen Organischem und Abstraktem. Auch in der Farbwahl spielt sie mit Gegensätzen: Ein warmer Ockerton und ein kräftiges Rostrot dominieren die ausgestellten Bilder, sparsam verwendetes helles Türkis setzt Kontraste, ein Farbton wie oxydiertes Kupfer. An chemische Prozesse lassen auch die Strukturen denken, die sich wolkig ihren eigenen Weg gesucht haben. Die meditative Ruhe in der Ausstellung lässt die Passion der Künstlerin für Malerei durchklingen. Am Rande des Adventstrubels hat Katrin Germershausen, die vor fünfzehn Jahren die Galerie Spandow für Schmuck, Malerei und Bildhauerei gegründet hat, zum Jubiläum einen Ruhepol gesetzt.

Galerie Spandow, Fischerstraße 28, bis 12. Januar; Montag bis Mittwoch 10–19 Uhr, Donnerstag und Freitag bis 20 Uhr, Adventssonnabende bis 18 Uhr, Adventssonntage 14–18 Uhr. Morgen um 15 Uhr führt der Bremer Professor Jost Funke durch die Ausstellung.

Katrin Wittneven

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