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Kultur: Samt und Eisen

Chabrol und Huppert halten Hof in Berlin

„Dein Rauch stört mich.“ Hallo, sollte etwa auf dem Podium ein Misston zwischen Regisseur und Hauptdarstellerin auftauchen, Claude Chabrol sich von Isabelle Huppert vor der Presse das Rauchen verbieten lassen? Aber nein, das war nur ein Scherz, eine Anspielung auf eine Szene in ihrem Film „L’ivresse du pouvoir“, nicht ernst gemeinte Stichelei, und der zarte Rauch seines Zigarillos hängt weiter zwischen den beiden.

Allenfalls ein vertrauliches Fingerhakeln könnte man hier sehen. Es sagt vielleicht mehr über ihre Beziehung aus als das Lob, mit dem sich alle bei solchen Pressekonferenzen gegenseitig überschütten. Szenen einer Familie, gewissermaßen – und ganz direkt. „Wenn Sie wüssten, wie viele Familienmitglieder in dem Film mitspielen!“, scherzt Chabrol. „Man nennt mich schon den ,Breschnew’ von Paris.“ Warum dieses Family Business? „Weil sie so gut sind.“ Nach ihrer langen Zusammenarbeit gehört auch Isabelle Huppert längst zur Familie, und selbst Kollege François Berléand hält sich jetzt für Chabrols Adoptivsohn.

„L’ivresse du pouvoir“ – das bedeutet „Machttrunkenheit“. Was Chabrol am Herzen lag: „Dass die Macht lächerlich gemacht wurde.“ Weniger die Korruptheit großer Firmen habe ihn interessiert, sondern die „Art, wie Personen, die Macht erhalten, sich verhalten“. Ein Film auch über die Natur des Menschen: „Ich bin mir nicht so sicher, ob es bei vielen Menschen Macht ohne Trunkenheit gibt.“ Wobei er selbst, so bescheinigt ihm Isabelle Huppert, alles andere als ein Diktator ist. Eher ist seine Macht etwas Unsichtbares: „Eine Eisenhand, aber in einem Samthandschuh.“

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