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Kultur: Sanft gestrandet

„Väter und Söhne“: Bilder zweier Generationen bei Brusberg Berlin

Wenn Väter und Söhne aufeinanderprallen, können Katastrophen folgen. Wenn Dieter und Felix Brusberg gemeinsam eine Ausstellung unter dem Turgenjews Roman entlehnten Titel „Väter und Söhne“ ausrichten, darf man hingegen Ironie erwarten. Zu oft in den vergangenen Jahren hat Brusberg senior, der Übervater vom Kurfürstendamm, seinen Abschied von Kunsthandel und Galerie verkündet. Und im gleichen Atemzug stets seinen Sohn Felix als Nachfolger ins Spiel gebracht – obwohl der, nach einem Volontariat im Auktionskunsthandel, eine Karriere im Bundeskriminalamt und Auswärtigen Amt vorgezogen hatte.

Vor ein paar Monaten ist Dieter Brusberg mit den Resten seines glorreichen Galeriebestands von der Beletage in kleine, fein ausgebaute Hinterhofräume desselben Hauses gezogen und trotzdem oft zwischen altem und neuem Domizil unterwegs gewesen. Nun also noch einmal die breite Treppe nach oben: zu „Väter und Söhne“, der Ausstellungsgeneralprobe, die doch keine ist. Vielmehr der endgültige Abschied aus den langjährigen Galerieprachträumen Ecke Uhlandstraße, eingerichtet vom Sohn aus den Beständen des Vaters und neu entdeckten Künstlern. Sechs Alte, sechs Junge, bewusst herbeigeführte Paarungen, wie immer bei Brusberg höchst intelligent (und diesmal auch ein wenig entlarvend) gehängt.

Am Anfang stehen dann doch ein paar Katastrophen, und was für welche! Harald Metzkes, 1929 in Bautzen geboren und von Brusberg 1982 erstmals im Westen mit einer Soloshow präsentiert, malte sich 2006 mit „Irgendwo vor 50 Jahren“ in ungewohnter Schärfe die Trauer über den Terror des 20. Jahrhunderts von der Seele (26 000 €). Und setzt mit dem für 9000 Euro mehr als günstig kalkulierten, sinistren Nachtstück „Wal und Ballon“ noch eines drauf.

Für Museen bleibt Bernhard Heisigs Epochenbild „Der Maler und sein Thema“ von 1977–1979 reserviert. Der ganze Heisig, geschichtsgesättigt und zugleich sehr persönlich. Neueste Werke des greisen Malerfürsten, die um die Revolutionäre Mozart und Stauffenberg kreisen, kosten zwischen 36 000 und 65 000 Euro. Gleich gegenüber hängt der ausladende „Freakfries“ von Vincent Wenzel, Jahrgang 1979. Was bei Heisig innere Monologe von höchster Not hervorbringt, bleibt bei Wenzel allzu gefällige Behauptung.

Auch andere Vergleiche gehen zugunsten der Alten aus. Wie die Gegenüberstellung von Britta von Willert, die nach eigenen Fotos Neopop-Ansichten Südafrikas malt (1400 bis 4200 Euro), mit zwei profunden Spätwerken Ernst Wilhelm Nays (150 000 und 160 000 Euro) – und das punktgenau zur Retrospektive im Haus am Waldsee. Der junge Österreicher Bertram Hasenauer muss sich vis-à-vis von René Magrittes „Les amants“ von 1928 behaupten. Diffuse Unbestimmtheit tariert Hasenauers Feinmalerei à la Neue Sachlichkeit fein aus. Die beinahe farb-, doch nicht reizlosen Porträts und Landschaften (bis 6900 Euro) verlieren den Wettstreit mit Altmeister Magritte immerhin mit Anstand.

Und dann, schon beim Hinausgehen, gibt es doch noch eine echte Entdeckung: Sasha Hartslief, 1974 in Südafrika geboren und erstmals in Europa ausgestellt. Die in Kapstadt lebende Künstlerin malt Porträts, die feinnervig und altmeisterlich-satt zugleich wirken. „Bold Light“ heißt das Bildnis einer jungen Frau in leuchtendem Altgold (5600 Euro). Klar ist das Retro, aber mit Köpfchen. Gebt den Töchtern das Kommando!

Brusberg Berlin, Kurfürstendamm 213; bis 16. Mai, Di-Fr 10-18 Uhr, Sa 10-14 Uhr.

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