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Sanfter Satiriker: Hans Traxler wird 80

Er selbst nennt sich einen "Karikaturisten". Unter den Angehörigen der Neuen Frankfurter Schule ist Hans Traxler nicht nur der Älteste, sondern sicher auch der künstlerisch Versierteste.

Groß ist die Kunst, klein aber der Mensch. Oben, auf Michelangelos gewaltigem Fresko vom „Jüngsten Gericht“ in der Sixtinischen Kapelle, ringen die Engel und Teufel miteinander, unten stehen zwei ältere Touristinnen mit Hut und Handtäschchen. Die eine sagt staunend: „Ich könnte das nicht.“ Wie der Mensch, dieses eigentlich wichtelhaft winzige Wesen, dem Gewoge der Welt zu trotzen gelernt hat, das zeigt außer dem Franzosen Sempé keiner besser als der Frankfurter Zeichner, Illustrator und Kinderbuchautor Hans Traxler. Doch der Ausruf „Ich könnte das nicht“ wäre für ihn eine gelinde Untertreibung. Traxler mag zwar kein zweiter Michelangelo sein, mit Feder und Pinsel kann er aber fast alles.

Der am 21. Mai 1929 in Böhmen geborene Sohn eines Landgendarmen hat in den fünfziger Jahren an der Frankfurter Städelschule bei Georg Meistermann studiert, einem Heroen der deutschen Nachkriegsabstraktion, und arbeitete, eine bislang heimliche Leidenschaft, gern in Öl. Das Frankfurter Museum für komische Kunst, das ihn zum 80. Geburtstag mit einer Werkschau ehrt, zeigt nun zum ersten Mal auch einige seiner Gemälde, lakonische Stillleben und Landschaften (bis 26. Juli, der Katalog ist unter dem Titel „Cartoons“ bei Reclam erschienen, 382 Seiten, 20 €). Unter den Angehörigen der Neuen Frankfurter Schule, zu denen er als Mitbegründer der Satire-Magazine „Pardon“ und „Titanic“ stieß, ist Traxler nicht nur der Älteste, sondern sicher auch der künstlerisch Versierteste.

Er selber nennt sich einen „Karikaturisten“, der mit seinen Bildern „jede beliebige Art von Amüsiertheit“ erreichen will, aber richtig ätzend wird sein Spott nie. Dafür wirken seine stets zur Rundlichkeit tendierenden Helden einfach zu gemütlich. Der Gutmenschdeutsche, der in der Sonne brutzelt und einen schwarzen Souvenirverkäufer belehrt: „Sie sollten lieber in Ihr Heimatland gehen und dort gegen Ihre Unterdrücker kämpfen“, meint das nicht böse. Er ist nur zu sehr mit sich selber beschäftigt. Selbst Helmut Kohl, den Traxler als „Birne“ verspottete, war bei ihm bloß ein nicht unsympathischer Aussitzer, ein Kanzler wie du und ich. Auch die Apokalypse, das enthüllt der Cartoonist schon jetzt, wird weniger schrecklich als befürchtet. Gott lässt sieben Tage lang marokkanische Sitzkissen auf die Menschen herabregnen, gefüllt mit Tiroler Wurstsalat. 

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