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Kultur: Sanftes Gurren

Daß die sonnenhelle "Taubenarie" der Nymphe Galatea oder die Arien des vor Eifersucht rasenden Riesen Polyphem mit den wutentbrannten Baß-Koloraturen hierzulande nicht längst zu Wunschkonzert-Nummern avanciert sind, ist noch immer verwunderlich.Zu Händels Lebzeiten war das "English Pastoral" namens "Acis und Galatea" jedenfalls eins der meistaufgeführten Werke des Komponisten.

Daß die sonnenhelle "Taubenarie" der Nymphe Galatea oder die Arien des vor Eifersucht rasenden Riesen Polyphem mit den wutentbrannten Baß-Koloraturen hierzulande nicht längst zu Wunschkonzert-Nummern avanciert sind, ist noch immer verwunderlich.Zu Händels Lebzeiten war das "English Pastoral" namens "Acis und Galatea" jedenfalls eins der meistaufgeführten Werke des Komponisten.Sicherlich war es kein Zufall, daß sich Mozart von dem in arkadischen Gefilden angesiedelten Wunderwerk eine eigene Bearbeitung angefertigt hat.Die Aufführung von Chor und Orchester der Berliner Bach-Akademie unter Heribert Breuer im Kammermusiksaal folgte sehr deutlich den mozartischen Spuren in Händels taufrischem Opernoratorium.Breuer setzte einige Absichten Mozarts in belebender Weise um und gab zudem Bläsern und Continuo-Spielern ein besonderes Mitspracherecht.Er kurbelte das Ganze unentwegt beherzt und beschwingt an, bewegte sich dabei aber, ebenso wie sein Orchester, nicht gerade auf Zehenspitzen.Der auf der Blockflöte vogelleicht zwitschernde Robert Ehrlich ragte heraus.Aufführungspraktisch schlägt Breuer insgesamt keine sehr schlanke, strenge, gar orthodoxe Linie ein, versucht also gar nicht erst, der Interpretation um jeden Preis den Stempel des Außergewöhnlichen aufzudrücken.Dabei blieb vor allem bei seinen kleineren Aufgaben der noch zu unbeweglich, zu schwerblütig wirkende Chor hinter den Erwartungen zurück.Da wird in puncto Klangvariabilität und Brillanz noch einiges hinzukommen müssen.Dem von feinster Naturlyrik durchwobenen Werk mit den poetisch schimmernden Farben, Melodieströmen und kleinen dramatischen Erschütterungen wurden die Solisten sehr gut gerecht.Ingrid Schmithüsen (Galatea) begeisterte mit quellfrischem Sopran-Espressivo, mit rhetorischen wie klanglichen Finessen.Obendrein brachte sie das "süße Girren" und "sanfte Gurren" der Nymphe so virtuos wie verschmitzt heraus.Schöne Kontraste boten die beiden Tenöre: Markus Brutscher (Acis) mit flexiblem Farbspektrum und Peter Koppelmann (Damon) mit einer angenehm hellen Stimmschärfe.Für das Scheusal Polyphem hatte der Bassist Hans-Peter König ätzend-schwarze Stimmkraft parat.

ECKART SCHWINGER

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