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Kultur: Sarrazins SäbelrasselnSchließungsgefahr für Berlins Opern – und eine rettende Idee

Thilo Sarrazin scheint einen knorrigen Humor zu haben: Seinen SPD-Fraktionskollegen schrieb der Berliner Finanzsenator „Bitte schießen Sie nicht auf den Pianisten“, nachdem Kritik an seinem 300-Punkte-Sparprogramm laut geworden war. Dass Sarrazin ausgerechnet mit dem alten Truffaut-Filmtitel um Verständnis für seine Pflichtrolle als Überbringer schlechter Nachrichten wirbt, klingt mehr als zynisch – wenn man weiß, dass er in seiner Giftliste die Künstler gleich dutzendweise niedermäht: Neben 23 Millionen Euro „pauschaler Minderausgaben“, die der Kultursenator 2003 erbringen muss, sollen ab 2004 erst acht Millionen bei den Theatern wegfallen, ab 2006 dann 59 Millionen bei den Opern.

Thilo Sarrazin scheint einen knorrigen Humor zu haben: Seinen SPD-Fraktionskollegen schrieb der Berliner Finanzsenator „Bitte schießen Sie nicht auf den Pianisten“, nachdem Kritik an seinem 300-Punkte-Sparprogramm laut geworden war. Dass Sarrazin ausgerechnet mit dem alten Truffaut-Filmtitel um Verständnis für seine Pflichtrolle als Überbringer schlechter Nachrichten wirbt, klingt mehr als zynisch – wenn man weiß, dass er in seiner Giftliste die Künstler gleich dutzendweise niedermäht: Neben 23 Millionen Euro „pauschaler Minderausgaben“, die der Kultursenator 2003 erbringen muss, sollen ab 2004 erst acht Millionen bei den Theatern wegfallen, ab 2006 dann 59 Millionen bei den Opern. Obwohl der Finanzsenator nicht als ausgesprochener Hochkultur-Feind gilt, sind parlamentarische Beobachter davon überzeugt, dass er alles unternehmen wird, um die Zahl der städtischen Opern auf zwei zu reduzieren. Zudem will Sarrazin die Filmförderung komplett abschaffen.

Auch wenn es sich um ein Geheim-Papier handelt, eine Art Verhandlungsbasis für die kommenden Haushaltsberatungen, und auch wenn Vertreter von SPD wie PDS bereits betont haben, Sarrazins Vorschläge seien keineswegs mit der Koalition abgesprochen, dürfen sich alle Beteiligten jetzt schon auf einen heißen Herbst einstellen. Da passt es gut, dass Berlins aktivste Kulturpolitikerin, die Grünen-Abgeordnete Alice Ströver, eine ebenso innovative wie konstruktive Idee zum Opern-Finanzierungsproblem erarbeitet hat: Sie will die Staatsoper der von Bund und Ländern gemeinsam finanzierten Stiftung Preußischer Kulturbesitz zuschlagen. „Wenn es im Musikbereich ein Erbe des preußischen Staates gibt, dann die Lindenoper“, erklärte Ströver gegenüber dem Tagesspiegel. Statt ewig nach dem Kulturstaatsminister zu rufen, müsse man die Finanzierungslast dieser national bedeutenden Einrichtung auf die Schultern aller verteilen. Der Anreiz für die Länder, sich an dem Haus zu beteiligen, besteht darin, dass sie so Mitspracherechte gewännen, beispielsweise in Personalfragen, findet die Politikerin. Der Clou von Strövers Idee: Nach dem Ende des Museumsinsel-Ausbaus könne die Preußen-Stiftung die freiwerdenden Investitionsmittel sofort in die dringend nötige Renovierung der Staatsoper umleiten. F. H.

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