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Sie will Gefühle, er "Star Wars". Die Schauspieler Juliana Saiska (l.) und Alexander Schröder (r.) als Kosmonaut und Astronaut im Stück "Satellites".

© Hiroko Tanahashi

„Satellites“ im Ballhaus Ost: Zwei Weltraumfahrer, kein Gedanke

Ein Astronaut und eine Kosmonautin erwachen aus einem künstlichen Koma im All. Das Stück „Satellites“ ergründet, wie sie mit der Isolation in Zeit und Raum umgehen.

Von Sandra Luzina

Einmal selbst durchs Weltall fliegen! Bei „Satellites“ im Ballhaus Ost wird der Zuschauer zum Raumfahrer. Die Raumstation: eine mit Gaze bespannte Halbkugel. Darauf sind Videos projiziert, Sterne und Planeten ziehen vorbei. Man hat den Eindruck einer schwebenden kreisenden Bewegung. Das Post Theater wagt sich in neue Sphären vor, kombiniert Science Fiction mit Dokumentartheater und Medienkunst. „Satellites“ ist eine Koproduktion mit dem SubHuman Theatre aus Sofia, das sich ebenfalls an der Schnittstelle zur Medienkunst bewegt.

Die Ost-West-Perspektive macht Sinn. Denn 40 Jahre lang lieferten sich USA und UdSSR einen Kampf um die Vorherrschaft im All. Satellitenstaaten wie Bulgarien durften bei den Sowjets mitmachen. „Satellites“ spielt 2018: Eine Kosmonautin und ein Astronaut erwachen auf einer geheimen Raumstation im All nach jahrelangem künstlichen Koma. Bald dämmert ihnen, dass sie eine 30-jährige Weiterentwicklung der Raumfahrt, ihre Privatisierung nämlich, verpasst haben. Dafür steht das amerikanische Unternehmen Space X. Commander Saiska (die bulgarische Schauspielerin Juliana Saiska) und Commander Schröder (Alexander Schröder) gehen unterschiedlich mit der Isolation in Raum und Zeit um. Schröder unterbricht den Kontakt zur Erde und gerät in eine Sinnkrise. Er fragt sich, ob das ganze Abenteuer nicht Unsinn ist. Sie will Gefühle, entdeckt ihren Körper – und träumt sogar von Sex mit einem Alien. Bei Commander Schröder beißt sie allerdings auf Granit. Er ist ganz distanzierter Kopfmensch, erzählt lieber von seiner Begeisterung für Star Wars, redet über Pluto und Plato. Sie trat einst an zur Feier des Kommunismus, träumt jetzt von einer Welt ohne ideologische Grenzen.

Der Konflikt der beiden Raumfahrer ist wenig fesselnd. Am Ende schweben nicht nur Lenin-Standbilder und amerikanische Statuen durchs All, sondern auch zahlreiche Raumstationen. Rettungsmission für die beiden Raumfahrer wird es aber nicht geben. Schröder ist das egal. Er beschwört in seinem Schlussmonolog die Faszination des Weltalls und möchte sich im schwarzen Nichts verlieren. Da hat das reichlich verstiegene Stück schon alle Bodenhaftung verloren.

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