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Ob Stammtisch, Talkshow oder Bundestag: Die Super-Keule kann jede Debatte im Keim ersticken.

© dpa

Irrer Debatten-Wahnsinn!: Konservativer Thinktank entwickelt SUPER-Keule, die alle Argumente kaputt macht

Nazikeule? Sexismuskeule? Dritte-Welt-Keule? Gerade von Beiträgern mit idiotischen und gestrigen Ansichten werden öffentliche Debatten heutzutage als eine einzige Keulenschlacht empfunden. Eine Innovation des ARSCH-Thinktanks könnte nun Abhilfe schaffen.

„Damit machen Sie in jeder Diskussion den Gegner mundtot.“ Was Paracelsus „Para“ Neuer, Leiter des „Achkomm, Reaktionäre sind coole Hengste“-Thinktanks (kurz: ARSCH) am Dienstag präsentierte, während ein Lächeln seine in Bismarck-Form gebrachte Schenkelbürste umspielte, könnte die Debattenkultur in Deutschland nachhaltig verändern. Das zumindest hofft Neuer selbst: „Zuletzt war es ja so, dass unsere Vorwürfe, von irgendeiner lesbischen Negerschnepfe in einer Debatte mit der Rassismuskeule bearbeitet zu werden, zunehmend mit einer Rassismuskeulenkeule gekontert wurden.“ Bisherige Lösungen für dieses Problem seien unbefriedigend gewesen: „Wenn man dann noch mit der Rassismuskeulenkeulenkeule kommt, wird’s irgendwann albern und auch ein bisschen ostig – Matrjoschka, verstehen Sie?“ Auch die zwischenzeitliche Strategie, vermeintlichen Keulen mit einer selbst gebauten „Political Correctness“-Keule zu begegnen, sei inzwischen verworfen worden: „Irgendwann merken die Leute, wenn man die berechtigten Anliegen von schwerst mehrfach diskriminierten Gruppen immer mit ,Das ist doch wieder die Gutmenschenmafia, die uns zensieren will’ abbügelt.“

Was daraus auf lange Sicht entstanden wäre? Para Neuer mag es sich gar nicht ausmalen: „Ich mag mir das gar nicht ausmalen. Die Leute entwickeln immer so viel Verständnis für Minderheiten, wenn sie sich zu lange mit ihnen auseinandersetzen. Am Ende wäre ,Gutmensch’ bei diesem permanenten Gebrauch in Kontexten, wo es um Gleichberechtigung und Respekt geht, noch ein positiver Begriff geworden.“ Aus Sicht des ARSCH-Vordenkers ein wenig wünschenswertes Szenario: „Irgendwann kommen wir weißen Männer an die Engstelle, an der wir zugeben müssen, dass wir mit solchen Konstruktionen die allgemeine Angst vor dem Fremden nur dafür einsetzen, unsere eigenen Privilegien zu sichern.“

Abhilfe für dieses Dilemma wollen Neuer und seine ARSCH-Kollegen nun in Form einer besonders gewitzten Konstruktion geschaffen haben - der „Sagt unseren Parias: Ey, Ruhe!“-Debattenkeule, die Neuer bei dem Dienstagstermin mit leuchtenden Augen anpries: „Mit der SUPER-Debattenkeule werden wir uns der nervigen außerparlamentarischen Öffentlichkeit ein für alle Mal entledigen!“ Zu den genauen Funktionsweisen dieser in enger Kooperation mit dem Demagogischen Zentrum der Uni Irrwitz entwickelten Keule wollte Paracelsus Neuer allerdings zunächst nur so viel sagen: „Das Grundprinzip ist ganz einfach: Immer, wenn irgendeine Gruppe für sich mehr Respekt, Anerkennung und eine bessere Behandlung durch den Mainstream einfordert, stiften wir hochangesehene vermeintlich linke oder liberale Vordenker und Publizisten, die in Wirklichkeit aber auch schon vor 20 Jahren auf den patriarchalen Besitzstandswahrermodus umgeschaltet haben, dazu an, die Zeitungen mit ,Wir haben weißgott wichtigere Probleme und diese Twitterdebatten werden eh irgendwann ergebnislos beendet’ vollzuschreiben." Unbedingt zu vermeiden sei dabei der Eindruck, dass jedes Gespräch der Gesellschaft über ihre Normen und Werte auch ohne bezifferbares Ergebnis wichtig sei: „Wir müssen die Leute dazu kriegen, Nachdenken für Zeitverschwendung zu halten – und die, die sie zum Nachdenken bringen, für doofe kleine Tussies, die noch zu selten einen Bürgerkrieg in Syrien mitbekommen haben.“

Ob diese Strategie aufgeht? Para Neuer hofft darauf, mahnt aber zugleich: „Irgendwann fällt es natürlich auf, wenn immer nur alte, weiße und im öffentlichen Leben komplett undiskriminierte Männer darüber befinden, wer sich durch was verletzt fühlen darf und was denn nun eine ernstzunehmende Diskussion ist – das hat auch der katholischen Kirche zuletzt nicht mehr gutgetan.“ Daher sei es wichtig, gelegentlich Außenseiter hinzuzuziehen, die für ein bisschen Schultergeklopfe durch alte, weiße Männer bereit sind, ihre Community zu verraten: „Es gibt ja diese frauenfeindliche Gleichstellungsbeauftragte. Und Roberto Blanco. Aber klar: Da müssen wir noch rekrutieren!“ Mit der Entwicklung der SUPER-Debattenkeule sei jedoch der wichtigste Schritt gemacht: „Bis die Spießer merken, dass sie komplett verARSCHt werden, haben wir alten Eliten den Laden hier eh vor die Wand gefahren.“ Warum das nun wieder erstrebenswert sei – auch darauf hat Neuer eine Antwort: „Wir haben diese Erde nur von unseren Kindern geborgt. Und ich sehe überhaupt nicht ein, warum ich für eine Gruppe Liliputaner mit 50 Prozent Frauenanteil irgendwas nicht kaputt machen sollte. Ach übrigens: Nichts von dem hier darf gedruckt werden. Höchstens unter falschem Namen im Satireteil. Ende.“ bom 

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