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Viel, aber nicht genug: Die Deutsche lassen ihr Land im Stich.

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Irrer Konsum-Wahnsinn!: Suchtbericht schockiert Deutschland

Die Deutschen trinken, rauchen und spritzen – viel zu wenig. Das Jahrbuch Sucht 2013 offenbart problematisch geringen Konsum fast aller Genussmittel. Steuerausfälle, soziale Verwerfungen und Depressionen drohen.

Jeder Deutsche trinkt statistisch gesehen eine Badewanne Alkohol – pro Jahr. Dies offenbarte der Jahresbericht der Hauptstelle für Suchtfragen, der am Mittwoch vorgestellt wurde. „Der Jahresbericht ist erschreckend“, sagte Heinz Becher, der sich im Verein „Bewusster Umgang mit Metaxa“ (BUMM) engagiert. „Während des Wirtschaftswunders haben wir so eine Badewanne an einem Wochenende leer gemacht. In was für Zeiten leben wir eigentlich?“ Becher befürchtet, dass durch den geringen Alkoholkonsum Probleme wie häusliche Gewalt und Schokoladensucht zunehmen. „Früher haben wir Sorgen an der Bar gelassen. Heute sehe ich freudlose Zuckerjunkies nach Hause schleichen, um ihre Wut am Ehepartner auszulassen. Es ist abscheulich.“

Besorgt über den Bericht zeigten sich auch Wirtschaftsvertreter. Nur 8,5 der 82 Millionen Deutschen trinken täglich mehr als die so genannte „riskante Menge“ – bei Männern sind dies zwei kleine Bier pro Tag, bei Frauen eins. Hinzu kommt, dass immer weniger junge Menschen rauchen. Statt sozialverträglich pünktlich zum Rentenalter ihren Löffel, respektive ihr Glas abzugeben, würden immer mehr Menschen alt. „Erst essen sie nur Gemüse und dann werden sie menschliches Gemüse. Wer die Rechnung für solches Verhalten zahlen soll, ist mir schleierhaft“, sagte ein Pressesprecher der AOK. Auch die zunehmende Beliebtheit von Crystal Meth gleiche dies nicht aus. „Der Stoff wird zunehmend in Deutschland statt in Tschechien hergestellt, damit immer gesünder. Todesfälle werden seltener.“

Starkes Zeug, aber keine Rettung: Crystal Meth macht die "Alkohol-Delle" auch nicht wett
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BUMM-Aktivist Becher macht auf ein weiteres Problem aufmerksam: „Früher hat man sich potentielle Sexualpartner schön gesoffen. In nüchternen Zeiten steigt der Druck, einem kranken Schönheitsideal zu entsprechen.“ Dass Deutschland zunehmend in eine Demographie-Falle tappt, ist laut Becher ebenfalls auf den geringen Konsum zurückzuführen. „Oder sind sie schon mal nüchtern in einem fremden Bett aufgewacht, neben dem ein gerissenes Kondom liegt, und haben sich gefragt, wo zum Teufel sie sind?“ Um Alkohol wieder beliebter zu machen, schlägt Becher eine historisch bewährte Methode vor: „Wir brauchen das Alkoholverbot.“ (NaX)

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