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Um nicht selbst in der Schusslinie seiner Kritiker zu stehen, schickt Präsident Obama zur Verkündung neuer Regulierungs-Gesetze gerne Doppelgänger. Noch ist diese perfide Taktik nicht aufgeflogen.

© AFP

Satire: Irrer Finanz-Wahnsinn!: Bankster fürchten Obama

Nachdem er mit lautem "Jippiejajey!" über die Finanzklippe gehüpft ist, hat Präsident Obama nun die Hände frei, um die Finanzmärkte stärker zu regulieren und Superreiche zu besteuern. Die reagieren entsetzt.

Nirgendwo ist der klare Wahlsieg von Barack Obama mit so viel Entsetzen aufgenommen worden wie an der Wall-Street in New York, dem von Insiderhändlern liebevoll „Geldherz der Welt“ genannten Handelsplatz. Unweit des hektischen Wertpapier-Parketts hört man sie verzweifelt stöhnen, die Banker und Börsianer. „Ich habe gerade erst genug Geld für meinen zweiten Maybach zusammengekratzt und dafür sogar mein Haus auf den Cayman Islands verkauft“, sagt ein Hedgefonds-Manager, der lieber anonym bleiben möchte. Zusammen mit seinen Freunden sitzt er im Munticello Motor Club, einem Verein zur Förderung der Pferdestärken und der Champagner-Degustation. Alle Männer werden hier von der gleichen Sorge beherrscht: Nachdem sie im Wahlkampf mehrheitlich Obamas Konkurrent Mitt Romney unterstützt haben, könnte sich der Präsident mit höheren Steuern für Superreiche und harten Regulierungsgesetzen an ihnen rächen. Die erst kürzlich beschlossene Steuererhöhung für Menschen mit einem Einkommen ab 450000 Dollar jährlich war ihrer Meinung nach nur der Anfang.

Fünf Cent für 1,4 Millionen Dollar: Die vor 221 Jahren aus dem Silber von Martha Washington geprägte Münze ist für mehr als 1,4 Millionen Dollar versteigert worden. Sind solche sinnvollen Transaktionen bald Geschichte?
Fünf Cent für 1,4 Millionen Dollar: Die vor 221 Jahren aus dem Silber von Martha Washington geprägte Münze ist für mehr als 1,4 Millionen Dollar versteigert worden. Sind solche sinnvollen Transaktionen bald Geschichte?

© dpa

Nur hinter vorgehaltener Hand berichten die Parkett-Asse davon, zuletzt eine einfache Mercedes-C-Klasse vor ihrem Club gesehen zu haben. „Im sozialistischen Europa mögen sich die Leute damit abfinden, aber wir dachten immer, solche Stillosigkeiten seien bei uns undenkbar“, fasst ein älterer Manager die Meinung seiner Kollegen zusammen. Diese nicken stumm, die meisten blicken zu Boden, kubanische Zigarren verglühen ungeraucht in den Aschenbechern. Ein junger Harvard-Absolvent, der gerade vor wenigen Wochen bei einer Investmentbank angefangen hat, glaubt, „im falschen Zeitalter“ geboren zu sein. Er atmet schwer aus, stellt seinen Martini auf einen Briefbeschwerer aus Elfenbein ab und sagt: „Das Perverse an der Politik der Demokraten ist ja, dass sie uns einerseits zwingen will, keine faulen Kredite mehr zu vergeben und andererseits dazu verdonnert, Steuern zu zahlen.“ Unfair sei das alleine deshalb, weil die Händler bislang dank Steuertricks und Offshore-Konten häufig gar keine Abgaben an den Staat entrichtet haben. „Stellen Sie sich vor, da kommt der Staat und nimmt ihnen ihr Geld weg. Er nimmt zwei Prozent, manchmal drei, vielleicht demnächst auch fünf. Und das nennt er dann Steuern. Ich nenne es Diebstahl! Was hat der Staat je für uns getan?“, sagt der junge Mann empört.

"Straßen gebaut!", sagt ein gewisser Brian, der eigenen Angaben zufolge wegen "moralischem Handeln" gerade bei einer Bank rausgeflogen ist und nun im Finanzministerium Arbeit gefunden hat. "Nun gut", geben die Banker zu, "Straßen gebaut. Aber was hat der Staat sonst je für uns getan?" Als der Mann anfängt, von Kanalisation, Durchsetzung der Urheberrechte von Monty Python und anderen, Müllentsorgung, Kinderbetreuung sowie der moralischen Ertüchtigung der Jugend durch staatliche Organisationen zu reden, wird er von Sicherheitsmännern kurzer Hand ins Freie getragen und durch das offene Schiebedach in einem Golf VII entsorgt. "Das hat er nun davon. Also: Was hat der Staat je für uns getan?", fragt der junge Banker. Diesmal schweigen alle, betreten.

Seine Kritiker weinen, er lacht: Präsident Obama feiert die neuen Steuergesetze mit Frau Michelle.
Seine Kritiker weinen, er lacht: Präsident Obama feiert die neuen Steuergesetze mit Frau Michelle.

© dpa

Halt gibt den Händlern ein Blick auf ein riesiges Gemälde von Donald Trump an der Wand des Clubs. Trump hatte mit qualifizierten Bemerkungen zu Barack Obamas Herkunft immer wieder frischen Wind in den Wahlkampf gebracht. „Er ist ein großer Mann und ein großer Amerikaner“, sagt ein älterer Bankberater nachdenklich. „Vielleicht wird er ja eines Tages Präsident.“ Das Kuriose an der Situation: Sogar die Kellner im Club leiden unter dem Damoklesschwert des Sozialismus Marke Obama. Trüffel-Serviererin Abofeni Dukadu, die im Club drei Dollar die Stunde verdient, fürchtet Einnahmeausfälle. „Was würde mir ein Mindestlohn von zehn Dollar nutzen, wenn die Banker dafür anfangen auf ihr Geld zu achten und ihre Geldklammern nicht mehr in die Mülleimer werfen, wenn sie zu schwer an ihnen zu tragen haben?“, fragt sie empört. (Nax)

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