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Kultur: Satyrnisches

Akte bei argus fotokunst.

Nymphen schweben durch Berg und Tal. Sie wohnen in Bäumen oder Felsen und nähern sich auch mal einem Bauernhof. Aber nie darf ein Mensch ihrer Gestalt ansichtig werden – es sei denn, ein Wunder geschieht. Rutger ten Broeke, Jahrgang 1944, hat es inszeniert, als er in den achtziger Jahren durch die französischen Alpen und andere einsame Landschaften wanderte. Mit ihm eine Schar Models, die nun in reiner Nacktheit Oreaden und Dryaden, die in der antiken Mythologie für die Fruchtbarkeit der Natur verantwortlichen Töchter des Zeus, verkörpern.

Aber sie singen und tanzen nicht. Einsam und verlassen frieren sie wahrscheinlich, wenn sie barfuß über Felsschutt klettern oder rittlings auf einem Ast ausharren müssen. Man möchte ihnen eine Decke überhängen, denn es muss kalt sein im kahlen Wald. Verführerische Wirkung geht von keiner aus. Eine scheint schon mit dem Stein eins geworden, auf dem sie bäuchlings liegt: „Floating Torso“, das schönste Bild dieser 40 Arbeiten umfassenden Ausstellung von argus fotokunst. Rührt Rutger ten Broekes Lust an der Inszenierung womöglich von der Filmakademie Amsterdam, an der er zehn Jahre unterrichtet hat? Er wagt viel mit dieser eigenwilligen Symbiose von Landschaft und Akt, deren mythologischer Hintergrund womöglich gar nicht beabsichtigt ist. Hochgestochene ästhetische Programme können gerade in der Fotografie leicht lächerlich wirken. Fast wünschte man, eine Schar wilder Satyrn würde die Nymphen in Schwung bringen und von ihrer symbolischen Langeweile erlösen. Für die Sammler ambitionierter SchwarzWeiß-Fotografien (1200–1800 Euro) sind diese „Bildfindungen“ trotzdem eine Entdeckung. Hans-Jörg Rother

Galerie argus fotokunst, Marienstr. 26, bis 28. April, Do–Sa 14–18 Uhr

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