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Kultur: Scharfe Besen in guten Stuben

feiert schwierige Familienfeste Über Politik, heißt es, hätte der Enkel mit seinem Großvater nie gesprochen. Dabei war Großpapa aufs Engste mit dem NS-Staat verquickt.

feiert schwierige Familienfeste Über Politik, heißt es, hätte der Enkel mit seinem Großvater nie gesprochen. Dabei war Großpapa aufs Engste mit dem NS-Staat verquickt. Während der Enkel schließlich in Berlin eine gewaltige Kunstsammlung eröffnet, opponiert seine Schwester in einem offenen Brief gegen das Projekt. Die Familie Flick: Viel war in den vergangenen Tagen von ihr die Rede. Nun gibt es schon das Buch zum Problem: „Die Flicks. Eine deutsche Familiengeschichte“ (Campus) von Thomas Ramge . Am 30.9. debattiert der Autor mit Julius H. Schoeps vom Potsdamer Moses Mendelsohn Zentrum in Lehmanns Fachbuchhandlung (20 Uhr 15, Hardenbergstr.5).

Familienkonstellationen haben derzeit ohnehin Konjunktur. Auch der Journalist Thomas Medicus hat sich mit „In den Augen meines Großvaters“ (DVA) auf die Suche nach einer verlorenen Zeit gemacht. Medicus´ Großvater war in Italien vermutlich an Kriegsverbrechen der Wehrmacht beteiligt. Er wurde von Partisanen getötet. Jahrelang schwieg sich die Familie über den Fall aus. Erst der Enkel sucht in der Herkunftslandschaft seines Großvaters nach dessen Gründen. Was er gefunden hat, erfährt man am 30.9. im Literaturhaus (20 Uhr).

Eine Familiengeschichte der besonderen Art verbirgt sich hinter Jens Biskys „Geboren am 13. August“ (Rowohlt Berlin). Am Samstag hat dieser autobiografische Rapport im Roten Salon der Volksbühne Premiere (21 Uhr). Als Redakteur der „Süddeutschen Zeitung“ attestiert Jens Bisky seinen demonstrierenden ostdeutschen Landsleuten gern „nostalgische Träumereien“ und „Anspruchsdenken“. Gleichzeitig wettert sein Vater Lothar, ehemals Rektor der Filmhochschule Babelsberg und heute PDS-Chef, gegen Soziallabbau und Hartz IV. Beide sind kluge Männer, beide haben sie gute Gründe. Doch wie mögen die Familienfeste im Hause Bisky ablaufen?

Literatur im engeren Sinne findet am 29.9. im Institut Français statt. Dort stellt Cécile Wajsbrot , die im vergangenen Jahr mit einem klugen Caspar-David-Friedrich-Roman bekannt wurde, ihr neues Buch vor (19.30 Uhr). „Im Schatten der Tage“ (Liebeskind) handelt von dem Wunsch, seinen Platz im Leben selbst zu wählen. Nur steht dem Wunsch eine Mutter entgegen. Wajsbrots subtiles Stück Literatur lehrt auch dies: Mutter-Tochter-Verhältnisse sind oft genauso kompliziert wie Vater-Sohn- oder Großvater-Enkel-Konflikte.

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