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Raffiniert. Das Gemeinschaftswerk von Silke Riechert und Pedro Boese.

© Thomas Bruns

Schaufensterinstallation beim Deutschen Künstlerbund: Trugbild aus Pappe

Vielschichtigkeit im Schaufenster: Silke Riechert und Pedro Boese zeigen eine ungewöhnliche Installation beim Deutschen Künstlerbund. Die Arbeit ist ein Spiel mit dem "Dazwischen".

Es ist die perfekte Mimikry. Ausgerechnet in einem Schaufenster. Auf der Scheibe kleben farbige Kreise und Kreisausschnitte aus durchsichtiger Folie. Dahinter sind blasse Kreissegmente auf ausgebrochene Spanplatten gemalt. Die Fragmente ziehen den Blick hinter das Fenster, versperren aber die Sicht in den Raum. Skizzenspuren lassen die Arbeit unfertig wirken. Aber das künstlerische Kalkül besteht gerade in dem kühnen Understatement.

Sehr geschickt nutzen die beiden Künstler Silke Riechert und Pedro Boese für ihre mehrschichtige Installation die Schaufenster des Künstlerbundes in der Markgrafenstraße. Die Kreise nehmen die Ornamente an der Fassade des unscheinbaren Zweckbaus auf. Die halb durchlässige Arbeit spielt mit dem Dazwischen: zwischen Draußen und Drinnen, zwischen öffentlichem und privatem Raum, zwischen Ostteil und Westteil der Stadt, zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Vor allem aber zwischen der Kunst und dem Leben.

Silke Riechert dehnt ihre Kunst ohnehin gerne an alltägliche Orte aus. Im Wedding leitet sie den Club der internationalen Raumforscher, ein Projekt, in dem Jugendliche ihre künstlerischen und architektonischen Visionen entwickeln können. Ein fliegendes Fußballstadion zum Beispiel oder ein Bienenmuseum. Die Künstlerin konzipierte dafür hängende Gärten, um die Bienenvölker in Pflanztaschen anzusiedeln. Zu Silke Riecherts Prinzipien gehören Partizipation und Kooperation. Für die Arbeit in der Markgrafenstraße 67 lud sie Pedro Boese ein.

Getarnte Kunst

Pedro Boese, mit deutsch-portugiesischen Wurzeln, in Mosambik geboren, hat an der UdK studiert und bei Lothar Baumgarten hospitiert. Seine verblassenden geometrischen Formen erinnern an bunt glasierte Kacheln aus heißen Ländern. Auf Pappe oder Pressspanplatte gemalt wirken sie wie Relikte des untergegangenen Sozialismus. Die Genauigkeit der Umrisse steht jedoch in reizvollem Kontrast zu dem rohen Untergrund.

Die Gemeinschaftsarbeit funktioniert wie ein raffiniertes Trugbild. Listig tarnen die Künstler ihr Werk. Die Arbeit fügt sich organisch in die bescheidene Umgebung ein. Der Projektraum des Künstlerbundes wird Teil des profanen Lebens. Erst wer bereits vorüber gegangen ist, stutzt über das Nachbild im Augenwinkel. Dreht man sich um und schaut genau hin, wird man eingeweiht in die farbige Verschwörung. In dieser Komplizenschaft zwischen Künstlern und Passanten entwickelt das Versteckspiel der Fassadenmalerei seine vergnügliche Wirkung.

Installation im Schaufenster, bis 21.8. im Projektraum des Deutschen Künstlerbundes, Markgrafenstraße 67

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