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Geschonnek

© ddp

Schausspiellegende: DDR-Star Erwin Geschonneck ist tot

Komödiant, Prolet und Bösewicht: Durch seine Charakterrollen wurde Erwin Geschonnek berühmt. 1974 wurde einer seiner Filme sogar für den Oscar nominiert. Seit wenigen Monaten lebte er zurückgezogen mit seiner Frau in Berlin.

Erwin Geschonneck ist eine deutsche Film- und Theaterlegende. In der DDR sahen viele in dem populären Schauspieler, der im Alter von stolzen 101 Jahren gestorben ist, so etwas wie einen "Hans Albers des Ostens". Das flotte Oberlippenbärtchen, an dem ihn Fans selbst im Alter sofort erkannten, trug er seit seinem ersten Defa-Film. Der ostdeutsche Volksschauspieler wurde in seinem Bekanntheitsgrad höchstens noch von Manfred Krug erreicht.

In einem frühen Defa-Film von 1950 ist Geschonneck noch heute als dämonischer Holländer-Michel in dem Märchen "Das kalte Herz" vielen Zuschauern in Erinnerung. In jenen Jahren hatte Geschonneck bereits über Berlin hinaus große Beachtung als Theaterschauspieler gefunden, als ihn Bertolt Brecht an sein Berliner Ensemble holte, wo er unter anderem in Brechts "Herr Puntila und sein Knecht Matti" reüssierte.

Lebte seit Ende 2007 zurückgezogen

Für seinen letzten Auftritt vor der Kamera ("Matulla und Busch" 1995) wünschte sich Geschonneck unbedingt eine komische Rolle, obwohl ihn sein Millionenpublikum schon wegen seiner Biografie oft auch mit Filmen über die Nazi-Vergangenheit verband oder ihn auch gerne als handfesten Proletarier sah. Geschonneck wollte lieber als "Komödiant in Erinnerung" bleiben. So war der große alte Mann des Defa-Films nun mal und so sah er sich wohl am liebsten.

Im Dezember 2006 wurde Geschonneck an seinem 100. Geburtstag, zu dieser Zeit schon im Rollstuhl sitzend, von zahlreichen Freunden und Weggefährten mit einer großen Hommage in der Berliner Akademie der Künste geehrt. Den 101. Geburtstag beging der inzwischen bettlägerige Geschonneck Ende 2007 von der Öffentlichkeit zurückgezogen an der Seite seiner Frau. Die Jahre mit der 40 Jahre jüngeren Heike, seiner fünften Frau, nannte er das "wahre Glück" seines Lebens.

In weit über 100 Rollen in Film und Fernsehen sowie auf der Theaterbühne hat er gespielt. Für den streitbaren Kommunisten war im sozialistischen Osten zwar nicht alles gut und richtig, aber ein Weggang kam für ihn nicht in Frage. Deshalb konnte er trotz seiner vielseitigen Talente auch kein Weltstar werden, obwohl es einer seiner bekanntesten Filme, "Jakob der Lügner" von Frank Beyer (1974), sogar als einziger Defa-Film zu einer Oscar-Nominierung schaffte. Lästige Fragesteller speiste er diesbezüglich gern mit dem Satz ab: "Mir genügte es auch, ein guter Schauspieler zu sein."

Irma Weinreich

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