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Kultur: Schein und Sein

E-mail für dich und mich: „Maria an Callas“

Maria Callas kommt auch vor in „Maria an Callas“, als hochkulturelle Leidenschaft zweier verwandter Seelen, und mitunter prägt die Stimme der Titanin dem Film sogar sein zumindest akustisches Adelsprädikat auf. Eigentlich aber geht es um E-Mails, die „Maria“ an „Callas“ schreibt und zurück, Hunderte anonymer Online-Plaudereien, bis der Fluss unterbrochen wird. Denn plötzlich stirbt „Maria“, eine offenbar gefragte Geschirr-Designerin. Und „Callas“, die offenbar ein Edelhotel namens „Ritz Palace“ betreibt, bleibt für einen Moment sehr, sehr alleine.

Doch die Wirklichkeit, wer wüsste dies nicht, sieht mitunter auch im Film anders aus – und so hat sich die verstorbene Maria nur mit der überwiegend oberflächenveredelnden Profession ihres Mannes geschmückt, und Callas, eine Witwe mit Klarnamen Anni, hilft in Muttis ziemlich rustikaler Bowlingbahn am Rande eines Ostseebades aus. Witwer Jost ist es, der das empfindliche doppelweibliche Lügengleichgewicht zerstört, indem er ihm eine dritte Lüge hinzugesellt: Nach dem Tod seiner Frau schreibt er, in die Rolle der „Maria“ schlüpfend, an der Mail-Legende einfach weiter. Doch das wiedergewonnene Leben will Begegnung, will Nähe, will Liebe gar – und die Sache fliegt auf, so sachte wie, sagen wir, ein Paar wohlgenährter Ostseebadschwäne.

Filmisch nicht ganz unreizvoll, diese Konstellation, und mit Claudia Michelsen als Anni und Mutter Monica Bleibtreu nebst Anna Thalbach als Schwester ist weiblicherseits für eine gewisse Erdigkeit gesorgt. Aber Regisseurin und Drehbuchautorin Petra Katharina Wagner („Oskar und Leni“) mochte die männliche Hauptrolle unbedingt mit Götz George besetzen – und so reist ein tapferer Kämpe des deutschen Films, verführt durch die Aussicht auf hemmungsloses Sentiment, mit Schmackes an die Tränen-Waterkant. Jost verführt Anni als ein ganz Stiller, als ein Champagner- und Austernverkoster in der groben Welt der Fischverkäufer und Kornschlucker, und bald ist der Himmel – oder war es der Schlick – voller Geigen und voluminöser Opernsängerinnen.

In seinem Hang zum Elegischen erinnert der späte Götz George an die auch nicht mehr frühe Hannelore Elsner; die Filmlein, die sie derzeit mit ihrer Anwesenheit beehren, gehen zwar unter ihrer sanften Wucht in die Knie. Aber ach, so sanft wie, sagen wir, ein hofknicksendes Mädchen beim Wiener Opernball.

Cinemaxx Potsdamer Platz und

Cubix am Alexanderplatz

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