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Kultur: Schlagsalven und Schweigen

NEUE MUSIK

Berlin ist reich. Das eine Festival für Neue Musik, das Transonic-Festival des Hauses der Kulturen der Welt, ist noch nicht beendet, da steht schon das nächste vor der Tür. Das dritte Konzert des Ultraschall-Festivals in den Sophiensälen beginnt verspätet. Das Anstehen in der Schlange dauert länger als das Konzert selbst, der Saal ist berstend voll. Die Spannung der nächsten halben Stunde ist im Stehen sowieso besser zu ertragen. „Ultimi Cori“, ein Werk für gemischten Chor und drei Schlagzeugspieler des Schweizer Komponisten Beat Furrer, ist ein vielfach aufgespaltenes Klanggewebe. Die düsteren Bilder des Dichters Giuseppe Ungaretti setzt Furrer um in expressive Klangfragmente zwischen kollektivem Aufschrei und individuell gehauchtem Entsetzen. Dazwischen knatternde Schlagsalven. Und: Schweigen, Antiklang. Die metrischen Überlagerungen machen zwei Dirigenten notwendig. Der Rias-Kammerchor und die drei Percussionisten der musikFabrik unter der Leitung von Daniel Reuss und Walter Nußbaum kämpfen erfolgreich mit den Klippen der Partitur. Dabei gelingt ihnen ein wunderbarer Spannungsbogen. Und Schluss: Zwei Drittel des Programmes entfallen, wie es elegant heißt, aufgrund von „Problemen bei den Probendispositionen“.

Helge Rehders

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