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Kultur: Schlechte Lehrstunde

Joachim Nottkes Hommage an Judy Garland sollte eigentlich schon 1996 im KAMA-Theater aufgeführt werden, dort, wo kurz zuvor sein flottes Kammermusical "The Fraulein" bestens unterhalten hatte.Die Schließung der kleinen Kreuzberger Spielstätte verhinderte dies, und so zog Ex-Prinzipalin Katja Nottke das Stück ihres Vaters erst jetzt aus der Schublade, um es im Studio des Renaissance-Theaters zu inszenieren - leider, denn der im vergangenen Jahr gestorbene Fernseh - und Bühnenautor hätte ein besseres Memorial verdient.

Joachim Nottkes Hommage an Judy Garland sollte eigentlich schon 1996 im KAMA-Theater aufgeführt werden, dort, wo kurz zuvor sein flottes Kammermusical "The Fraulein" bestens unterhalten hatte.Die Schließung der kleinen Kreuzberger Spielstätte verhinderte dies, und so zog Ex-Prinzipalin Katja Nottke das Stück ihres Vaters erst jetzt aus der Schublade, um es im Studio des Renaissance-Theaters zu inszenieren - leider, denn der im vergangenen Jahr gestorbene Fernseh - und Bühnenautor hätte ein besseres Memorial verdient.

Die Aufzeichnung einer Fernsehshow wird zum Anlaß genommen, die emotional verkorkste Legende Garland zu erklären.Nicht darstellende, sondern erklärende "Kunst" also durchzieht die zähe, einfallslose und damit langweilige Doppelstunde im Studio.Zum Lehrkörper zählt auch Liza Minelli (farblos und piepsig: Alexandra Herhausen), die lang und breit Gelegenheit bekommt, familiäre Fakten runterzubeten, bevor sie die Show ihrer melodramatisch tabletten- und erklärsüchtigen Mami, nun ja: rettet.Sie, Katja Judy Nottke-Garland, umgibt sich als Einäugige mit einem blinden Ensemble.Das meint nicht ihr Spiel: Angetrunken oder sediert, dabei holzhammermäßig von leeren Pillendosen flankiert, erfüllt sie gängige Soap-Anforderungen, die man schon so oft hat genießen können.Immerhin aber ist sie - im Gegensatz zu den anderen Akteuren - als einzige des Singens mächtig, was augenblicksweise damit versöhnt, daß der Zuschauer für klotzdoof gehalten wird.

Daß die "Schüler des Ballett Centrums im Kurfürstendamm Karre" (noch) nicht tanzen können, mag man wegstecken.Aber für die chaotische Step-Choreographie - Motto: Hauptsache, es klappert - ist Christian Toberentz verantwortlich.In seiner Rolle als abgehalfteter Pausenclown demonstriert er das Scheitern auf zwei Ebenen zugleich.Sein grauenvolles Ami-Getue verbindet ihn mit "Studioregisseur" F.O.Schenk, der - nach Judys erklärtem Ableben - dem ungebrochen triefigen Konglomerat die finale Worthülse überstülpt, jene vom "letzten Vorhang".Möge er gnädig sinken vor so viel peinlicher Provinz.

Studio des Renaissance-Theaters, bis 25.4., Do-Sa 20.15 Uhr, So 18.15 Uhr, im April auch sonntags 20.15 Uhr

NORBERT TEFELSKI

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