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Kultur: Schliff und Fitness

KAMMERMUSIK

Wenn es schlimm kommt, stopfen Opernorchester mit Kammermusikreihen lediglich Lücken im Spielplan. Im besten Falle sind sie aber ein lebensnotwendiges Gegengewicht zum Hauptprogramm. Denn Oper will mit breitem Pinsel gemalt werden, sie lässt den einzelnen Musiker tief im Orchestergraben verschwinden und erlaubt wenig Experimente im Repertoire. Deshalb kann die flexiblere Kammermusik ein künstlerisches Fitnessprogramm sein, das Verkrampfungen und Verfettungen vorbeugt.

Die Konzeption der Kammermusikreihe der Deutschen Oper ist daher vorbildlich. Ihre wechselnden Länderschwerpunkte (diese Spielzeit: Großbritannien) fordern zur frischen Auseinandersetzung mit dem Spezifischen heraus und könnten den Horizont aller Beteiligten erweitern. Allerdings noch ist man vom Ideal ein Stück weit entfernt, wie das letzte Kammerkonzer t der Spielzeit am Montag zeigte. Den bedingungslosen Einsatz, den Unbekanntes fordert, wagten an diesem Abend lediglich die Sopranistin Robin Johannsen und der Klarinettist Reinhard Schönemann mit den wunderbar klar und intensiv gestalteten Linien von Harrison Birtwistles „Ring a Dumb Carillon“. Von den anderen raren Frühwerken ließen sich die übrigen Musiker zu wenig herausfordern: Weder glänzte die brillante Violinpartie von Delius‘ frühem Streichquartettversuch noch zündete der Witz von Elgars leichten „Six Promenades“. Und es lag nicht an Gustav Holst, wenn man in seinem vermutlich noch nie aufgeführten, klanglich originellen Sextett e-moll für Oboe, Klarinette, Fagott, Violine, Viola und Cello bisweilen die Doppelstriche zwischen den einzelnen Formteilen mitzuhören meinte.

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