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Kultur: Schloss Fantaisie: Der Himmel auf Erden

Der Traum vom Paradies - er steht am Anfang aller Gartenlust. Sinnigerweise bedeutet das vom Persischen "Pari-daeza" abgeleitete Wort einen geschützten, oft von Mauern umgebenen Ort zum Erholen, einen Hain, einen Garten eben.

Der Traum vom Paradies - er steht am Anfang aller Gartenlust. Sinnigerweise bedeutet das vom Persischen "Pari-daeza" abgeleitete Wort einen geschützten, oft von Mauern umgebenen Ort zum Erholen, einen Hain, einen Garten eben. Ein Refugium dieser Art, einen Himmel auf Erden in Grün, schuf sich im 18. Jahrhundert Prinzessin Elisabeth Friederike Sophie (1732-1780). Und zwar in Donndorf, nur ein paar Kilometer von Bayreuth entfernt, wo ihre Mutter Markgräfin Wilhelmine einen Musenhof eingerichtet hatte, der Künstler und Philosophen wie Voltaire anzog.

Das von ihrem Vater, dem Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Bayreuth, geerbte dreiflügelige Donndorfer Schloss baute Friederike Sophie nach ihrer gescheiterten Ehe mit Herzog Carl II. Eugen von Württemberg zu ihrem feudalen Sommersitz um, versah den Garten ganz im Stil der Zeit mit Pavillon, Pflanzenlabyrinth und einer Kaskadenanlage nebst Neptunbrunnen, schuf ein Rokoko-Idyll, das sie kurzerhand "Fantaisie" taufte.

Für insgesamt acht Millionen Mark hat die bayerische Schlösser- und Gartenverwaltung in den frisch restaurierten Räumen nun nach mehrjähriger Bau- und Planungsphase ein gartengeschichtliches Museum eröffnet, das in Deutschland seinesgleichen sucht - ein Unikum. Der inzwischen von verschiedenen Stilen geprägte Schlosspark ist dabei, wenn man so will, ein rund 16 Hektar großes Riesenexponat, ein grünes Anschauungsprojekt des Museums. Nicht nur zur Festspielzeit und nicht nur für die Pilger des "Grünen Hügel" lohnt sich ein Besuch des Areals.

Durch ein weißes Portal - übrigens eine Replik vom Goetheschen Gartenhaus in Weimar - betritt der Besucher die Welt der musealen Gartenträume. Vorbei an einem Spalier aus Bildfahnen und Textstelen mit Betonfundamenten wird er zunächst knapp und fragmentarisch über unterschiedliche Stationen der süddeutschen Gartenkunst informiert: ein Auftakt, der vom mittelalterlichen Burggarten bis hin zum Münchner Olympiapark reicht.

Stiche von Klosteranlagen, etwa von Fürstenfeldbruck, dokumentieren die Rolle der Klöster als Keimzelle mitteleuropäischer Gartenkunst. Im Vordergrund aber stehen vor allem zwei unterschiedliche Gartentypen in der auf zwei Stockwerke und 18 Schauräume verteilten Dauerpräsentation. Sie will anhand von zahlreichen Grafiken, Ölgemälden, alten botanischen Büchern, Dokumenten, Arbeitsgeräten und kunstgewerblichen Objekten einen Überblick besonders über die bayerische Gartengeschichte des 17. bis 19. Jahrhunderts geben.

Versucht der nach mathematischen Gesichtspunkten angelegte Barockgarten als Ausdruck absolutistischer Staatsordnung die Natur den Regeln der Architektur zu unterwerfen, mit geraden Alleen und Aufklärung geprägten Landschaftsgärten die geschwungene Linie. Im Museum illustriert dies ein Modell des Aschaffenburger Parks Schönbusch. Hier wird die Natur zum Ideal verklärt, der Garten in ein begehbares Gemälde umfunktioniert.

Dass einst die Ananas eine kostspielige Delikatesse war, die "Königin der Blumen", die in zahllosen Varianten gezüchtete Rose , auf Stichen verewigt wurde oder man für eine einzige Tulpenzwiebel ein Vermögen hinblättern musste, erfährt man im Schloss Fanataisie. Dort kann man darüber hinaus auch eine Zitronenverkäuferin des 18. Jahrhunderts aus Porzellan in einer Vitrine bestaunen oder die Rekonstruktion eines Versailler Pflanzenkübels.

Thomas Senne

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