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Kunsthalle

© Graft

Schlossplatz-Gestaltung: Die Kunsthallen-Debatte bringt die Stadt weiter

Der Countdown läuft. Noch einen Monat haben die Vertreter der zwei Kunsthallen-Fraktionen Zeit, ihre Vorschläge für eine temporäre Kunsthalle auf dem Schlossplatz auszuarbeiten.

Der Countdown läuft. Noch einen Monat haben die Vertreter der zwei Kunsthallen-Fraktionen Zeit, ihre Vorschläge für eine temporäre Kunsthalle auf dem Schlossplatz auszuarbeiten. Dann entscheidet der Senat. Auf der einen Seite befindet sich das hippe deutsch-amerikanische Architekturbüro Graft mit glamourösen Kunden wie Brad Pitt, das eine luftige Wolke in Berlin landen lassen will (siehe Interview), auf der anderen Seite der österreichische Architekt Adolf Krischanitz, der schon einmal vor 15 Jahren höchst erfolgreich eine funktionable Kunst-Kiste für Wien erbaute und das gleiche Modell nun für die deutsche Hauptstadt empfiehlt. Die Wolke ging aus einem von der Kunstzeitschrift „Monopol“ ausgeschriebenen Wettbewerb hervor, die Kunst-Kiste wird von den beiden Künstlerinnen Coco Kühn und Constanze Kleiner vorangetrieben, seit durch die von ihnen organisierte letzte Schau im Palast der Republik mit wichtigen Berliner Künstlern die Notwendigkeit eines solchen Ausstellungsorts für Berlin überdeutlich wurde. Der große Erfolg von „White Cube“, so damals der Ausstellungstitel, animierte die beiden, auch nach dem endgültigen Abriss der Palastruine dort einen Kunstort zu installieren. Zumindest temporär.
Feilen am kuratorischen Profil

Tatsächlich bleibt den künftigen Kunsthallen-Betreibern nur ein knappes Jahr, bevor 2010 der Bau des Humboldt-Forums beginnt. Umso deutlicher müssen sich die Kontrahenten mit ihren Vorschlägen positionieren. So hat die Senatskanzlei nun die Wahl zwischen einem futuristischen Objekt, das anschließend als Berlin-Botschafter weiterziehen könnte, und einem minimalistischen Karton, dessen Finanzierung in Höhe von 850.000 Euro durch die Stiftung „Zukunft Berlin“ bereits steht, während für die Graft-Idee der große Sponsor bislang fehlt. Gegenwärtig feilen beide Parteien noch am kuratorischen Profil, denn auch das muss neben Finanzierung und fertigen Bauplänen bis zum Stichtag stehen. Noch wird nicht verraten, welche Inhalte Wolke (1200 Quadratemter Ausstellungsfläche) oder Box (600 Quadratmeter) füllen sollen, wie viel das alles kosten wird, doch die anhaltende Debatte zeigt die Notwendigkeit mehr denn je. Umso konkreter werden auch die Vorschläge für den künftigen Standort einer bleibenden Kunsthalle diskutiert.

Weitere Varianten im Gespräch

Der Regierende Bürgermeister und Kultursenator in Personalunion Klaus Wowereit macht sich für das Gelände hinter dem Hamburger Bahnhof stark, wo sich hinter dem Museum der Gegenwart zwischen Ateliers und künftigen Galerien eine ideale Adresse ergäbe. Eine weitere Variante brachte jetzt die Fraktion der Grünen im Bezirksparlament Friedrichshain-Kreuzberg ins Gespräch. Der in der südlichen Friedrichstadt gelegene Blumenmarkt soll 2010 in die Beusselstraße umziehen, so dass dort in der Nähe von Berlinischer Galerie, Jüdischem Museum und zahlreichen Ateliers ebenfalls ein adäquater Platz für die Kunsthalle wäre. Derweil ist mit der Eröffnung des alten Kraftwerks Mitte in der Köpenicker Straße als „Space for Contemporary Music and Arts“ eine völlig neue Adresse ins Spiel gekommen. Die von Tresor-Betreiber Dimitri Hegemann zum Club umgewidmete Industriekathedrale bietet mit ihren 22.000 Quadratmetern noch jede Menge Platz für Kunst. Schon ist in der Turbinenhalle für das kommende Frühjahr das Ausstellungsprojekt „Megastructures Reloaded“ von Sabrina von der Ley und Markus Richter geplant. Der Titel ist auch für die Berliner Kunsthallen-Debatte Programm.

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