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Kultur: Schmerz der Gegenwart

Die Künstler holten schon immer die Kartoffeln aus dem Feuer, wenn gar nichts mehr ging. Auch jetzt, in Israels prekärer, kritisch betrachteter Situation, ist Zusammenarbeit und vorurteilsfreier Dialog das Gebot der Stunde.

Die Künstler holten schon immer die Kartoffeln aus dem Feuer, wenn gar nichts mehr ging. Auch jetzt, in Israels prekärer, kritisch betrachteter Situation, ist Zusammenarbeit und vorurteilsfreier Dialog das Gebot der Stunde. Auf Initiative des emeritierten Chorleitungsprofessors Peter Schwarz fand bereits seit einigen Jahren ein Austausch zwischen der UdK und der Jerusalem Academy of Music and Dance statt; als "Musikforum Berlin-Israel" präsentierte dieser Arbeitskreis nun sein erstes Konzert in der Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche. Die drei Komponisten, Yinam Leef, Haim Permont und Ari Ben-Shabetai, alle Anfang der 50er Jahre geboren, verbindet das Studium bei Mark Kopytman in Jerusalem und bei George Crumb in Pennsylvania.

Den originellsten, "exotischsten" Ton schlägt dabei Ben-Shabetai an. Hoffnungsvolles Friedensgeläute wollte "Bells - a prayer for peace" 1991 auf zwei Klavieren darstellen, doch in ihren blockhaften, gleichwohl klanglich und rhythmisch reich schattierten Kontrasten klingt Schmerz und Gewalt der Gegenwart auf. Mit Kraft und Sensibilität nehmen sich die jungen Pianistinnen Sonja und Shanti Sunkono des schwierigen Werkes an, beweisen vor allem in großartig synchronen Übergängen eindrucksvolle Duo-Präsenz. "Magreffa II",von Peter Schwarz auf der Orgel interpretiert, experimentiert mit den Glissando-Effekten einer althebräischen "Wasserorgel". Weitaus "europäischer" zeigt sich Permont im schlüssig aufgebauten, sprachähnlichen "Epitaph" für Violoncello solo (Dirk Beiße) und vor allem im skriabinesken Klavierstück "Impromptu" (Sorin Enachescu). Enachescu und der Flötist Aaron Gabrial Dan geben den "Bagatellen" von Yinam Leef scharf geschnittene, teils klanglich extreme Gestalt. Dieser vielleicht "avantgardistischste" Komponist lotet auch im Klavierstück "How Far East, How Further West" (Ronny Günther) die Kontraste splittrig-punktueller Figuren zwischen meditativen Haltepunkten aus. Das sind von der arabischen Umgebung nicht wenig beeinflusste Klangvorstellungen, mit denen weitere Bekanntschaft demnächst in einem zweiten geplanten Konzert möglich sein wird.

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