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Schmuckhändler: Das innere Feuer

Prinzip Diskretion: Ulf Breede hat sich auf kostbaren historischen Schmuck spezialisiert

Auch wenn die Malerei wie kein anderes Medium den Kunstmarkt derzeit beherrscht – es gibt viele andere Kunstformen, in die Sammler ihr Geld und ihre Leidenschaft investieren. Die Seite „Kunst & Markt“ stellt in ihrer Sommerserie Händler aus Berlin vor, die sich auf ihrem Spezialgebiet einen Ruf erworben haben.

E.T. A. Hoffmann lässt den Goldschmied Cardillac in „Das Fräulein von Scuderi“ gleich mehrere Morde begehen, um seine Edelstein-Kreationen zurückzubekommen. Und Marilyn Monroe hat es in „Blondinen bevorzugt“ auf den Punkt gebracht: „Diamonds Are a Girl’s Best Friend.“ Edler Schmuck bietet seit jeher den Rohstoff für Mythen und Geschichten, seine Anziehungskraft vor allem auf Frauen ist ungebrochen.

Vorwiegend weiblich ist auch die Klientel von Ulf Breede: „Allerdings sind die Sammler im großen Stil eher Männer. Frauen wollen ihren Schmuck tragen. Ein Sammler wie der britische Ölmagnat Calouste Gulbenkian ließ bei René Lalique direkt für die Vitrine fertigen. Ein Brillant kann noch so viel Feuer haben, für die weibliche Kundschaft muss er zu ihrem Typ, zu ihrer Garderobe passen.“ So war es auch bei der Kölner Sammlerin, die Breedes Laden regelmäßig mit einem Kustos des Berliner Museums für Angewandte Kunst besuchte. Die Meinung des Fachmanns war von Gewicht, aber wenn ihr ein Geschmeide nicht gefiel, wurde es nicht gekauft. Denn zu entsprechenden Anlässen hat die mittlerweile verstorbene Dame ihre Preziosen für einen Abend aus dem Museum „geborgt“.

Näheres über die Mäzenin mit dem erlesenen Geschmack verrät Breede nicht. Diskretion zählt für den 1937 geborenen Schmuckexperten zu den wichtigsten Tugenden. Das mag in seiner norddeutschen Herkunft gründen, ebenso in seiner Überzeugung, dass man mit Werten nicht wuchern soll. So ist denn auch das Auffallendste am kleinen Ladengeschäft, das Breede seit 1994 in der Fasanenstraße führt, dessen schlichte Eleganz.

Der Schmuck wurde dem Spross einer Juweliersfamilie in die Wiege gegeben. Schon der Urgroßvater war Goldschmied und legte den Grundstein 1859 in Kiel mit einem Geschäft für Gold- und Silberwaren. In vierter Generation übernahm Breede das Familienunternehmen Anfang der siebziger Jahre. Doch in den Achtzigern beschritt Breede eigene Wege. Ein holländischer Kollege hatte ihn eingeladen, eine Ausstellung mit altem Schmuck zu organisieren. Es blieb nicht bei einem Abstecher in historische Gefilde. Aus anfänglicher Lust wurde eine Leidenschaft. Mit dem Umzug in die Münchener Residenzstraße gab Breede 1986 das Kieler Geschäft und die Werkstatt auf und konzentriert sich seither auf den Handel mit Schmuckschöpfungen vornehmlich des 19. Jahrhunderts bis in die fünfziger Jahre.

Das Angebot umfasst Kleinodien von Cartier bis Tiffany, Schmuckkünstler des Historismus wie Alessandro Castellani oder Eugène Fontenay sowie mit Georges Fouquet oder Lalique die großen Namen des Art Nouveau. Manches Stück bedarf nicht nur der Kennerschaft, sondern auch einer Lupe, um seine Schönheit zu erkennen. Bei dem schmalen Dreißiger-Jahre-Armband von La Cloche ist die Raffinesse der winzigen Saphire mit dem bloßen Auge nicht sichtbar: Jedes der über 100 Steinchen ist anders und von Hand geschliffen.

Neben den großen Firmen oder Stücken von musealem Rang gibt es auch weniger namhafte oder unbekannte Gestalter, deren Werke durch Originalität oder einen schlichten Reiz bestechen, wie der 1780 in England gefertigte Goldring, dessen Smaragd von Rubinen und zwei in Silber gefassten Diamanten umrankt ist. Andere Stücke haben eine besondere Geschichte, wie der Burgtheater-Ring, der 1929 an Gerhart Hauptmann verliehen wurde.

Diskretion wahrt Breede auch bei den Preisen. Der Ring aus dem 18. Jahrhundert kostet zwischen 5000 und 10 000 Euro, der Goldring mit einem Brillanten und Gerhart-Hauptmann-Provenienz in der nächsthöheren Klasse. Die Angaben für das La-Cloche-Armband oder für die hinreißende, kleine Parure von Van Cleef & Arpels, bestehend aus einem teilbaren Collier und Ohrringen, erfolgen auf Anfrage.

„Unsere Käufer sind eher introvertierte Typen, die Substanz und innere Werte bevorzugen und nicht auffallen wollen,“ beschreibt Breede seine Kunden. Das gilt auch für ihn selbst. So schwärmt er von der Schönheit eines Cabochon, dessen glatter Rundschliff zwar einfacher ist als ein Facettenschliff, doch dafür strahlt „das Innenleben des Steins betont und nicht angeberisch“. So scheint es folgerichtig, dass Breedes Spezialgebiet neben historistischem Schmuck das Art Nouveau ist, das die Schmuckkunst revolutionierte und Naturmotive und einfache Materialien gegen repräsentatives Funkeln setzte. Lalique machte Email, Horn, Halbedelsteine Ende des 19. Jahrhunderts salonfähig. Seine Anhänger oder Broschen liegen heute auch ohne große Edelsteine oder kostbare Perlen im sechsstelligen Bereich.

Seit dieser Epoche steht die künstlerische Gestaltung gegenüber dem handwerklichen und materiellen Wert im Vordergrund. „Das ist ähnlich wie auf dem Kunstmarkt“, sagt Breede. „Der Wert eines Schmuckstücks bemisst sich an der künstlerischen Originalität, seiner Qualität und am Renommee des Schöpfers. Die Kosten für Leinwand und Öl sind für den Wert eines Gemäldes ja auch unerheblich.“ Auch sonst weist der Schmuckhandel Parallelen zum Kunstmarkt auf. Die Prunkstücke werden in New York, London und Paris gehandelt. Der deutsche Markt ist überschaubar. Alter Schmuck ist Teil des Antiquitätenhandels. Hier hat sich Breede, der auch auf der TEFAF, der Maastrichter Kunst- und Antiquitätenmesse vertreten ist, als Einziger spezialisiert.

Ulf Breede, Fasanenstraße 69, Di-Fr 10-13, 15-18 Uhr, Sa 10-14 Uhr. Sommerpause: 1. bis 22. August.

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