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Kultur: Schnee, der auf Tannen fällt

Kunst im Film: Sharon Lockhart und Stefanie Schneider in Berlin

Eine junge Malerin im Atelier, die Bilder lehnen an der Wand. Marc Forsters verwickelter Psycho-Krimi „Stay“, der am Montag erstmalig im „Panorama“ der Berliner Filmfestspiele läuft, spielt im New Yorker Kunstmilieu. Doch die Bilder, die dort zu sehen sind, stammen von der 37-jährigen Berliner Künstlerin Stefanie Schneider. Ihre hellen, verwischten Fotografien sommerlicher Strandszenen nach alten Polaroids sind ein Begriff, spätestens seit die Foto-Editionsagentur Lumas sie auch für den schmaleren Geldbeutel erschwinglich gemacht hat (Preise zwischen 100 und 290 Euro). Gerade sind die neuen Arbeiten der Künstlerin, die der ARD-Kulturweltspiegel schon zum „neuen Star der deutschen Fotoszene“ ausgerufen hat, bei Lumas in München und am Kurfürstendamm zu sehen. Und passend zum Filmstart ist bei Hatje Cantz gerade ein Fotoband mit Schneiders Hollywood-Reminiszenzen erschienen (Stranger than Paradise, Hatje Cantz Verlag, 200 Seiten, 320 Abb., 35 Euro).

Das Wechselspiel zwischen Kunst und Film ist fruchtbar, nicht nur in Berlinale-Zeiten. Doch auf einem Filmfestival, bei dem der Videokünstler Matthew Barney in der Internationalen Jury sitzt, zieren auch Künstler das Programm. Die 1964 geborene amerikanische Fotografin und Regisseurin Sharon Lockhart zum Beispiel, die schon einmal mit ihrer zauberhaften Langzeitbeobachtung „Teatro Amazonas“ über ein kleines Opernhaus im brasilianischen Manaus in Berlin zu Gast war. Im „Internationalen Forum des Jungen Films“ stellt sie ihren neuen Film „Pine Flat“ vor (heute, 17.45 Uhr, Arsenal, schon ausverkauft, weitere Matinee-Vorführungen im Arsenal: 26.2., 5. u. 12.3., jeweils 12 Uhr). Drei Jahre lang hat Lockhart, die auch schon als Stipendiatin des daad in Berlin war, in der kleinen Gemeinde Pine Flat in der kalifornischen Sierra Nevada Kinder und Jugendliche beobachtet. 139 Minuten Filmmeditation sind daraus geworden: Es beginnt mit 10 Minuten Schneefall über bewaldeten Bergen, man hört nur das leise Rieseln und gelegentlich einen Fuchs, einen Hund oder ein entferntes Kinderlachen. Kinder dann auch im weiteren Verlauf, einzeln oder in Gruppen: Sie baden selbstvergessen in einem See oder sitzen auf einem Stein und spielen Mundharmonika. Jede Einstellung ein Filmstill mit leisem Soundtrack. Wie Stills wirken auch die Kinderporträts, die Lockhart parallel dazu bei neugerriemschneider vorstellt. Im „Pine Flat Porträt Studio“ konnten sich die Kinder nach eigenen Wünschen inszenieren, Lockhart hat sie fotografiert. Meditationen auch das. Der Film dazu läuft im Kopf ab.

Stefanie Schneider: Lumas Berlin, Oranienburger Straße 1 und Kurfürstendamm 217. – Sharon Lockhart: Galerie neugerriemschneider, Linienstraße 155, bis 11.3.

Christina Tilmann

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