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Kultur: Schön zu schmettern

KLASSIK II

Lange galt die iberische Halbinsel als eine sinfonisch nur karg besiedelte Landschaft, überragt von still in die Weite starrenden Osborne-Stieren. Doch inzwischen haben ausdauernde Dirigenten wie Josep Pons, der jetzt auch das Spanische Nationalorchester aus seiner ewigen Siesta weckt, Klangkörper geformt, die auch überregional aufhorchen lassen.Seit zehn Jahren ist Pons Chef beim Qrquesta Ciudad de Granada , und er hat in dieser Zeit ein junges, waches Ensemble um sich geschart. Zu Gast in der Berliner Philharmonie serviert er ein Menü, das Raffinesse mit rustikaler Wucht und mediterrane Aromen mit einer ordentlichen Portion Rindfleisch zu vereinen sucht. Zur Sensibilisierung der Sinne ein Ravel-Entree: Ähnlich einem Carpaccio kann „Le Tombeau de Couperin“ nicht hauchdünn genug gespielt werden. Eine Herausforderung, feiner zu denken, zarter zu musizieren.

Das Qrquesta Ciudad de Granada hat viel Licht in seine Interpretation eingesogen und strahlt es gelassen in den Saal aus. Dampfender die Kompositionen Alberto Evaristo Ginasteras: Das Harfenkonzert des Argentiniers klingt ein bisschen, als hätte Hitchcock seinen „Unsichtbaren Dritten“ durch eine Rinderherde gejagt. Die Tänze aus dem Ballett „Estancia“ bündeln die Kraft des Orchesters stolz und effektvoll , während Strawinskys „Feuervogel“ Sonne und Erde, Licht und Schatten zu einer mächtigen, mit Nachdruck musizierten Synthese führt. Da glotzen selbst Stiere nicht länger stur. Sie tanzen.

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