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Kultur: Schöner sterben

George zählt zu den einsamen, leisen Zweiflern. Er hat sich abgefunden mit seinem Älterwerden, bastelt für ein Architekturbüro an Modellen für ein schöneres Wohnen und haust selbst seit 20 Jahren in einer Bruchbude am Meer.

George zählt zu den einsamen, leisen Zweiflern. Er hat sich abgefunden mit seinem Älterwerden, bastelt für ein Architekturbüro an Modellen für ein schöneres Wohnen und haust selbst seit 20 Jahren in einer Bruchbude am Meer. Das enge Holzhaus hat ihm der Vater vererbt, und George hat es immer gehasst. Obwohl er hier auch lange glückliche Zeiten erlebte, als er noch verheiratet war mit der schönen Robin und Sohn Sam auf die Welt kam. Gut zehn Jahre ist das her, seitdem läuft nichts mehr rund für ihn. Robin hat einen Erfolgreicheren geheiratet, noch zwei Kinder geboren und ihr Plansoll erfüllt - wäre da nicht Sam, der alle Stadien der Verweigerung durchexerziert und Drogen schluckt.

Schnell hat Irwin Winkler seine traurigen Figuren skizziert und sie vor prächtig tosender Meereskulisse montiert. Wie man sich einrichtet im Leben, wo sich das Glück versteckt, und weshalb es manche nicht zu erkennen vermögen – diese Fragen standen wohl am Anfang seines rührseligen Beziehungsdramas. Doch wie im blutigen Leben sind mitunter scharfe Zäsuren nötig, bis einer seine eingefahrene Spur verlässt: Als George gekündigt wird, weil Computer-Animationen seine Aufgabe besser erfüllen, schlägt der Sanfte plötzlich seine Modelle zu Klump. Dem Rasen folgt Ohnmacht, dem Erwachen die Gewissheit, dass ihm nur noch wenige Monate bleiben. George hat Krebs, und angesichts des nahenden Todes will er sich endlich seinen innigsten Traum erfüllen: sein eigenes Haus am Meer. Sam soll ihm dabei helfen – und es dauert, bis der Trotzkopf seine Aggression besiegt und die Drogen vergisst.

Doch siehe da, die meistenSchwierigkeiten lösen sich in Wohlgefallen auf, als hätte sie ein Architekt locker auf sein Reißbrett gepinnt. Das neue Haus wird rechtzeitig fertig, Robin wird sich wieder in ihren Ex-Mann verlieben, Sam wird endlich Mensch – und George kann in Frieden sterben. Typisch amerikanisch setzt „Das Haus am Meer“ auf Pathos, Schmalz und Tränen. Trotz sicherer Besetzung - Kevin Kline spielt den Todkranken und Hayden Christensen den Todessehnsüchtigen - fesselt der Film nicht so recht. Dazu ist die Anleitung zum Glücklichsein zu leichtgewichtig geraten. Cristina Moles Kaupp

In sechs Kinos; Originalfassung im Cinestar Sony Center

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