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SCHREIB Waren: Schuster, mach mal mehr als Leisten

Steffen Richter findet Mehrfachbegabungen sympathisch

Gerüchteweise soll Linus Reichlin mal Werbetexte für Kinderbadezubehör verfasst haben. Na und? Auch in anderen Genres ist der Schweizer Schriftsteller konkurrenzfähig. Zum Beispiel bei abseitigen Kurzgeschichten: Da brilliert Reichlin seit Jahren als Kolumnist der „Weltwoche“. Wenn man aus diesen Geschichten Bücher macht, heißen sie „Kampf dem Orgasmus“ oder „Wie man endlich glücklich wird“. Und nun hat er auch noch einen Roman geschrieben.

Zugegeben, Die Sehnsucht der Atome (Eichborn) ist eins der verschrobensten Bücher der Saison. Ein belgischer Kriminalinspektor wartet auf die Rente, um seinem Hobby, der Quantenphysik, nachzugehen. Daraus wird nichts, weil ein trunkener Amerikaner stirbt und seine Söhne nach Mexiko verschleppt werden. Statt nach dem Vorbild des bindungslosen Heliumatoms einsam durchs Leben zu gehen, bekommt der Inspektor auch noch eine schöne, aber blinde Frau zur Seite. Verlesen wird das große Wirrsal von Sophie Rois und Reichlin am 23.2. (21 Uhr) im Roten Salon der Volksbühne (Rosa-Luxemburg-Platz, Mitte).

Biografische Wirrnis herrscht bei Matthias Altenburg. Der heißt als Krimiautor Jan Seghers und kommt mit seinem dritten Marthaler-Roman Partitur des Todes (Wunderlich) am 21.2. (20 Uhr) in die Kirche St. Marien am Behnitz 9 (Spandau). Nach eigenen Angaben schreibt Seghers Krimis zehnmal schneller als richtige Kunst (also offenbar recht schlampig). Auf seiner Website www.janseghers.de jedenfalls gibt er Lieblingsbücher und -filme preis und werkelt an seinem Tagebuch „Geisterbahn“. Das ist derart interessant, dass man fast Lust bekommt auf Werbetexte für Kinderbadezubehör.

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