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SCHREIB Waren: Töne, die aus Federn fließen

Musik und Literatur sind so eng verwandt wie eineiige Zwillinge. Schon Jean Paul nannte die Musik eine „Dolmetscherin des Unsagbaren", während für Rainald Goetz der Klassiker im besten Fall das ist, „was auch Pop im besten Fall ist: nämlich ein Hit“.

Musik und Literatur sind so eng verwandt wie eineiige Zwillinge. Schon Jean Paul nannte die Musik eine „Dolmetscherin des Unsagbaren", während für Rainald Goetz der Klassiker im besten Fall das ist, „was auch Pop im besten Fall ist: nämlich ein Hit“. Darüber hinaus kann man Texte vertonen oder über Tonkünstler Texte schreiben, die vielleicht sogar einen eigenen Sound haben. Der wiederum sei ein Geschenk der Musen, und wer dieses Geschenk eines Tages fände, möge demütig danken. Meinte einmal der Schweizer Schriftsteller Urs Widmer. Aber Widmer ist ja nach eigenen Angaben in der Kindheit in Musik gebadet worden.

Der Beziehung von Literatur und Musik widmet sich das aktuelle Heft von „Sinn und Form“. Vorgestellt wird es am Mittwoch, 20 Uhr, in der Akademie der Künste (Plenarsaal, Pariser Platz). Dana Ranga wird ihre sprachmusikalische Prosaminiatur „Kardia“ lesen, Natascha Wodin ihre Erzählung „Notturno“. Im anschließenden Gespräch mit Chefredakteur Sebastian Kleinschmidt geht es darum, ob sich die rätselhafte Wahrheit der Musik im dichterischen Wort enthüllen lässt.

Genau das hat die Autorin Gisela von Wysocki versucht, die selbst zunächst Musikwissenschaft und Klavier studierte. In ihrer ersten größeren Prosaarbeit erzählt sie von einem Vater in Berlin, der mit seinen Schallplattenproduktionen den Ton der Zeit in den zwanziger und dreißiger Jahren mitgeprägt hat. Später bringt er aus der Stadt schwarze Scheiben mit, aus der zum Schrecken der Tochter laute Musik ertönt. Der Vater erscheint ihr als Zauberer, der ganze Orchester auf eine kleine Platte bannt. Am Donnerstag stellt Gisela von Wysocki um 20 Uhr ihren autobiografischen Roman „Wir machen Musik“ im Literaturhaus vor (Fasanenstr. 23).

In Lutz Seilers neuem Lyrikband stößt man auf die Erinnerung an eine geheimnisvoll-schöne Aranka, „die / aus den kniekehlen gesungen hat“. In Gedichten geht so etwas. Überhaupt erkundet „im felderlatein“, so der Titel, die Legende einer Landschaft, wie sie zu Ohren kommt, beim Gehen, im Flüstern, beim Schweigen. Am Donnerstag stellt sie der Autor um 20.30 Uhr im Buchhändlerkeller vor (Carmerstr. 1) – zusammen mit Jan Wagner, der aus seinem neuen Gedichtband „Australien“ liest.

Thomas Wegmann

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