zum Hauptinhalt

SCHREIB Waren: Der Penis stirbt zuletzt

Novembergerecht widmete sich die ARD letzte Woche dem Thema Tod und Sterben. Viel haben wir erfahren, doch dieser Hinweis fehlte: „Ein Penis stirbt immer zuletzt.

Novembergerecht widmete sich die ARD letzte Woche dem Thema Tod und Sterben. Viel haben wir erfahren, doch dieser Hinweis fehlte: „Ein Penis stirbt immer zuletzt.“ Ob das tröstlich stimmt, wird der Donnerstag zeigen, wenn Rosa von Praunheim seinen so betitelten Gedichtband vorstellt. Der Regisseur wurde gerade 70 Jahre jung – und diese neue Geburtstagsformel, derzufolge man ja nie mehr altert, stimmt hier wirklich, hat er doch anlässlich seines Geburtstages mal eben 70 Filme gedreht. Wir gratulieren und wünschen allen Körperteilen ein langes Leben! (20 Uhr, Autorenbuchhandlung, Else-Ury-Bogen 599-601).

Lange über den Tod hinaus plante hingegen Mark Twain, als er „Meine geheime Autobiographie“ schrieb. Da er unzensiert meckern und politisieren wollte, sollte sie nach dem Willen des Autors erst 100 Jahre nach seinem Ableben veröffentlicht werden. Am Sonntag liest Harry Rowohlt die Erkenntnisse des begnadeten Krittlers (19.30 Uhr, Maxim Gorki Theater, Am Festungsgraben 2).

Dass die 32-bändige „Historisch-Kritische Ausgabe“ der Werke Gottfried Kellers auch erst nach über einem Jahrhundert nach dem Tod des Autors vorliegt, hat natürlich andere Gründe: Editionen, die wissenschaftlichen Standards genügen, brauchen Zeit. Die 1990 gestartete Ausgabe wird am Dienstag vom Herausgeber Walter Morgenthaler präsentiert. Der Schweizer Schriftsteller Keller lebte von 1850 bis 1855 in der „Correktionsanstalt“ Berlin, Edith Clever liest Texte aus dieser Zeit (20 Uhr, Literaturforum im Brecht-Haus, Chausseestr. 125).

Der „Debütantensalon“ am Mittwoch gilt der Gegenwart: Funny van Money beschreibt in „This is Niedersachsen und nicht Las Vegas, Honey“ das Leben einer Tabledancerin, Kevin Kuhns „Hikikomori“ einen Jugendlichen, der im Internet lebt. In Sarah Diehls „Eskimo Limon 9“ siedelt eine jüdische Familie von Tel Aviv in die deutsche Provinz um und Stephanie Gleißners „Einen solchen Himmel im Kopf“ zeigt, welche Regeln dort gelten: Alles soll so bleiben, wie es war. Und zwar am besten über den Tod hinaus (20 Uhr, Theater Aufbau Kreuzberg, Prinzenstraße 85f).

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false