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SCHREIB Waren: Gattin aus Holz

„Augen auf bei der Partnerwahl!“, möchte man diese Woche fortwährend ausrufen.

„Augen auf bei der Partnerwahl!“, möchte man diese Woche fortwährend ausrufen. Sonst könnte man an eine „Gattin aus Holzabfällen“ geraten. Das klingt zunächst nach einem unerquicklichen Arrangement. Andererseits: Wer auch in der Ehe den Recyclinggedanken umsetzen will, könnte mit einer solchen Dame durchaus richtig liegen. Fragen wir Max Goldt: Der Schriftsteller, Musiker und Interpret auch der eigenwilligsten Lebenslagen liest am Dienstag um 20 Uhr im Berliner Ensemble (Bertolt-Brecht-Platz 1) aus dem gleichnamigen Buch und anderen Texten.

So richtig knisternd klingt auch „Die intellektuelle Ehe“ nicht, die die Literaturwissenschaftlerin Hannelore Schlaffer in ihrem gleichnamigen Essay beschreibt. Doch der Titel täuscht. Schlaffers Buch ist eine spannende kulturgeschichtliche Rekonstruktion moderner Ehevorstellungen, die zeigt, wie sich seit dem 18. Jahrhundert der Wunsch nach einer festen Bindung mit demjenigen nach Freiheit verband. Schon die Romantiker forderten, die Ehe müsse aus freiwilligem Entschluss, nämlich gegenseitiger Liebe geschlossen werden. Freiheit und geistige Ebenbürtigkeit wurden zum Bestandteil der lebenslangen Bindung. Als Ikone dieses Anspruchs firmiert das intellektuelle Paar des 20. Jahrhunderts schlechthin: Jean Paul Sartre und Simone de Beauvoir lebten ihre Freiheit auch in erotischer Hinsicht. Ebenso Bertolt Brecht, der sein polygames Liebesleben mit Frauen führte, die ebenfalls künstlerisch tätig waren: Die Herzensbindungen waren zugleich Produktionsbeziehungen. Wie (un)glücklich vor allem die Frauen in diesen Konstellationen waren, kann man am Mittwoch um 20 Uhr im Literaturforum im Brecht-Haus (Chausseestr. 125) erfahren, wo Schlaffer ihr Buch vorstellt. Warnend vorab: „Die Geschichte der intellektuellen Ehe ist nicht gerade eine Geschichte des Glücks.“

Von glücklicher Liebe, gar von intellektueller Verbindung ist am Samstag gar nicht mehr die Rede: In Samuel Becketts Prosatext „Erste Liebe“ von 1945 trifft ein aus dem Elternhaus verstoßener Herumtreiber die Prostituierte Lulu, alsbald erwartet diese ein Kind. Diese wohl eher sexuell orientierte Beziehung, so viel darf verraten werden, überlebt nicht einmal die Schwangerschaft. Der Schauspieler Martin Wuttke, der als geschiedener „Tatort“-Kommissar Andreas Keppler nebenbei auch das Scheitern der Ehe verkörpert, liest am Samstag um 17 Uhr im Schloss Neuhardenberg (Schinkelplatz, 15320 Neuhardenberg) aus dem Text.

Am Ende der Woche möchte man Schiller recht geben. In seinem „Lied von der Glocke“ mahnte er: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet.“ Die Romantikerin Caroline Schlegel-Schelling sagte dazu: Sie und ihre Freunde wären beim Lesen des Gedichtes „fast von den Stühlen gefallen vor Lachen“.

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