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SCHREIB Waren: Hamster auf die Couch

Ihre Aufgabe sei es, „hysterisches Elend in gemeines Unglück“ zu verwandeln, definierte Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, die Aufgabe des Therapeuten. Dass dies nicht immer leicht und fröhlich vonstatten geht, versteht sich von selbst.

Ihre Aufgabe sei es, „hysterisches Elend in gemeines Unglück“ zu verwandeln, definierte Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, die Aufgabe des Therapeuten. Dass dies nicht immer leicht und fröhlich vonstatten geht, versteht sich von selbst. Hat Ingomar von Kieseritzky mit seinem Roman Traurige Therapeuten also die Befindlichkeit eines ganzen Berufsstandes zusammengefasst? Sein Held, Arthur Singram, zieht sich jedenfalls erschöpft in ein Sanatorium zurück, um seine Lebensgeschichte zu schreiben. Er hatte von einem Freund die Praxis für verhaltensgestörte Kleintiere übernommen und musste sich mit verstimmten Hamstern, psychisch labilen Meerschweinchen und Katzen mit psychotischen Erregungszuständen herumschlagen. Kieseritzky versammelt ein markerschütternd komisches Bestiarium unserer Neurosen und Maladien, frei nach dem Motto: „Was ich nicht dulden kann, ist, dass die Gesundheit Ausmaße einer Provokation annimmt.“ Die Lesung am heutigen Dienstag wird gewiss für heftige Erschütterungen des Zwerchfells sorgen, die psychologische Betreuung übernimmt Harry Rowohlt (20 Uhr, Akademie der Künste, Pariser Platz 4).

Kein Alkohol ist bekanntlich auch keine Lösung, da kommt die Buch-Releaseparty von Jutta Hartmann gerade recht. Die Neuköllner Wirtin stellt am Donnerstag Futschi Deluxe. Das Beste aus Neuköllns Kneipenküche vor. Hier wird Bodenständiges serviert: Dönertoast, Bockwurst naturelle und natürlich der legendäre Weinbrand-Cola-Mix. Juttas Kochlehrgang ist niedrigschwellig angelegt: „Ick koche nich, ick mach’s jut warm!“ Kneipengeschichten runden das Buch geschmacklich ab (20 Uhr, Zur gemütlichen Ecke, Großbeerenstr. 23).

Der Kater am nächsten Tag führt uns zurück in die Tierwelt. Helmut Höge stellt am Freitag sein Tagebuch Kleiner Brehm 3: Pferde vor. Es erzählt von der Reise nach Italien, die er 1977 – im Jahr der Entführung Hanns-Martin Schleyers – zu Fuß mit einem Pferd unternahm. Im Deutschen Herbst reagierte die Landbevölkerung irritiert auf diese Reiseform. Höge hat weitere Texte angekündigt, unter anderem über Schwäne, Fische und Kolibakterien – alles Wesen, über deren psychische Befindlichkeiten wir entschieden zu wenig wissen (19.30 Uhr, Prometheus Antiquariat, Wrangelstr. 76).

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