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SCHREIB Waren: Im Zelt mit Alice Schwarzer

Familienbande prägen – das gilt natürlich auch für Künstler. Nicht selten ist hier schon die Namenswahl von kulturhistorischer Bedeutung.

Familienbande prägen – das gilt natürlich auch für Künstler. Nicht selten ist hier schon die Namenswahl von kulturhistorischer Bedeutung. So arbeitete der Vater des Regisseurs Oskar Roehler als Lektor von Günter Grass und benannte seinen Sohn aus Verehrung für den Dichter nach Oskar Matzerath, dem Helden der „Blechtrommel“. Auch Roehlers Mutter, Gisela Elsner, war eine berühmte Autorin der sechziger Jahre: hoch toupierte schwarze Haare, exzentrisches Outfit und mit einer schwarzgalligen Feder ausgestattet. Nachdem Oskar Roehler seine Mutter im preisgekrönten Film „Die Unberührbare“ porträtierte, holt er nun weiter aus und legt den autobiografisch fundierten Generationenroman „Herkunft“ vor. Dieser räumt mit einigen Mythen der Nachkriegsliteratur und der Gruppe 47 auf und beschreibt die Großeltern und damit die Generation der Kriegsheimkehrer. Roehler liest am Dienstag um 20 Uhr im Kino Babylon Mitte (Rosa-Luxemburg-Str. 30).

Auch Alice Schwarzer hat eine Familiengeschichte veröffentlicht. Ihre eigene. Unter dem sachlichen Titel „Lebenslauf“ firmiert die Autobiografie der umstrittenen Feministin, aus der sie am Freitag um 20 Uhr im Deutschen Theater lesen wird (Schumannstr. 13a). Wer sie nur als „Emma“-Herausgeberin, TV-Talkerin und Gerichtsberichterstatterin kennt, kann hier von einer miniberockten Schwarzer erfahren, die von der Kleinstadt nach Schwabing zieht und später auch nach Paris trampt, um dort ihre Zelte in Montparnasse aufzuschlagen. Oh la, la!

Einen Schwenk vom Autobiografischen zum Biografischen bringt der Mittwoch. Michael Kumpfmüller liest (anstelle des erkrankten Andreas Maier) um 20 Uhr im Literarischen Colloquium (Am Sandwerder 5) aus seinem Roman „Die Herrlichkeit des Lebens“. Der Titel erinnert zunächst an einen Abendfilm im ZDF, entstammt aber einem schönen Zitat von Franz Kafka, der hier als Hauptperson fungiert: Beschrieben wird das letzte Lebensjahr, das der Autor mit der 25-jährigen Dora Diamant verbrachte. Kumpfmüller beschreibt Kafka als glücklich Liebenden und nicht als den literaturfixierten Beziehungsverhinderer, als den man sich den Junggesellen bisher vorstellen musste.

Einen Schritt weiter auf dem Weg vom Leben zum Text geht Peter Wawerzinek in „Wawerzineks Raubzüge durch die deutsche Literatur“, ein parodistischer Durchgang durch die Literaturgeschichte. Der begnadete Stimmenimitator tritt gemeinsam mit dem Schauspieler Axel Werner, dem Puppenspieler Klaus Breuing und dem DJ Dietmar Korth am Freitag in der Wabe in Prenzlauer Berg auf (Danziger Str. 101). Für den Fall lebensbedrohlicher Lachanfälle ist zumindest vorgesorgt: Das Berliner Eingreiforchester kommt zum Zug.

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