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Kultur: SCHREIBWAREN: Pflasterstrände

Steffen Richter marschiert durch die Institutionen

Einen „Papiertiger“ hatte Mao Tsetung den Kapitalismus einst genannt. „Der Papiertiger von Paris“ heißt ein Roman des Franzosen Olivier Rolin (Blessing). Darin umkreist Martin in der Milleniumsnacht des Jahres 2000 die Pariser Peripherie. Nebenbei erzählt er der Tochter seines ehemaligen Kampfgefährten vom Mai ’68, als unterm Pflaster der Strand lockte. Er erzählt von Irrtümern, rückwärtsgewandten Avantgarden und guten Gründen, das Einverständnis mit dem Bestehenden aufzukündigen. Keine nur private Erinnerungsprosa also, sondern ein kraftvolles, spannendes Buch, das ästhetische Erfahrungen politischen entgegenstellt. Am 12.5. trifft Olivier Rolin im LCB auf Ulrich Peltzer , der mit „Bryant Park“ (Ammann) zuletzt eine Erzählung veröffentlicht hat, in die unversehens der 11. September einbricht (20 Uhr).

Von der Außen- in die Innenwelt führt dagegen Peter Glaser . Der Bachmannpreisträger des Jahres 2002 liest am 13.5. im Buchhändlerkeller (Carmerstr.1, 21 Uhr) aus seiner „Geschichte von Nichts“ (Kiepenheuer & Witsch). Dabei ist „Nichts“ doch etwas übertrieben. Freilich, Glaser erzählt von Existenzen, denen jeglicher Sinn ausgetrieben scheint. Seine Protagonisten sind Figuren vom Rande, die um Verluste trauern.

Dann sind da noch die Festivals: Am 14./15.5. schließlich bestreitet das Zentrum für Literaturforschung seine Literaturtage „Poesie und Wissen“ . Im Literaturhaus werden Erkenntnis und Lyrik, Hirnforschung und Prosa gekreuzt. Mit dabei sind Inger Christensen, Oskar Pastior, Durs Grünbein, Ulrike Draesner, Dietmar Dath und Aris Fioretos.

Zu guter Letzt wäre da noch das Festival LiteraturOrt Prenzlauer Berg . Bis zum 15.5. wird rund um den Kollwitzplatz gelesen. Heute Maxim Biller, morgen Victor Jerofejew, am Samstag gibt es eine Lyriknacht. Und damit endet der „Lange Marsch“ durch die Lesungen dieser Woche.

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