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SCHREIB Waren: Raus aus der Steinzeit

Diese Woche steht im Zeichen der Erinnerung an den Bau der Berliner Mauer vor fünfzig Jahren. Die teilte ab dem 13.

Diese Woche steht im Zeichen der Erinnerung an den Bau der Berliner Mauer vor fünfzig Jahren. Die teilte ab dem 13. August nicht nur die Stadt, sondern löste auch Konfrontationen zwischen ost- und westdeutschen Autoren aus. In einem offenen Brief an Anna Seghers, die Vorsitzende des DDR-Schriftstellerverbandes, geht Günter Grass am 14. August 1961 so weit, Walter Ulbricht mit einem KZ-Kommandanten zu vergleichen. Seghers antwortet nicht. Nun fordern Grass und Wolfdietrich Schnurre die DDR-Schriftsteller dazu auf, den Mauerbau entweder gutzuheißen oder zu verurteilen. Stefan Hermlin bekundet „uneingeschränkte Zustimmung“, Erwin Strittmatter sieht den „drohenden Kriegskeim“ erstickt und Franz Fühmann eine „Unbequemlichkeit“, die es angesichts der Politiker Globke, Brandt (!) und Strauß zu ertragen gälte. Viele, auch er selbst, schrieb Heiner Müller später, hofften auf einen freieren Umgang im Inneren des eingemauerten Landes. Diese Hoffnung hat bekanntlich getrogen.

Doch wie wird heute mit dem Verschwinden der Mauer umgegangen? Dieser Frage geht eine Themenwoche nach, die Unter den Linden 40, immer um 20 Uhr stattfindet. Am Dienstag stellt Olaf Briese mit „Steinzeit“ eine Kulturgeschichte der Mauern vor, die von steinzeitlichen Siedlungen über Garten- und Ghettomauern bis zu modernen Sicherungsanlagen reicht.

Etliche Künstler haben die DDR verlassen, so 1976 der Schriftsteller und Regisseur Einar Schleef. Doch kreiste sein Denken immer wieder um das „Bollwerk“. Jörg Aufenanger hat Erzählungen und Fotos Schleefs herausgegeben; mit Marianne Streisand stellt er am Mittwoch das Buch „Ich habe kein Deutschland gefunden“ vor. Doch kaum ein Autor hat die Mauer und das Thema Grenzen so reflektiert wie der 1959 in den Westen übergesiedelte Uwe Johnson. Über dessen Verhältnis zur innerdeutschen Grenze sprechen am Freitag Elisabeth Paefgen, Erdmut Wizisla und Greg Bond, aus Johnsons Roman „Zwei Ansichten“ liest Uta Schulz.

Grenzen müssen nicht immer materieller Natur sein. Eine imaginäre Grenze umschloss jahrelang Neukölln, das einst zur Bronx Berlins und No-go-Area erklärt wurde. Mittlerweile ist der Bezirk hip. Prominenter Ort künstlerischen Selbstbewusstseins ist der Heimathafen Neukölln (Karl-Marx-Str. 141), wo am Samstag die zweite Neuköllner Literaturwoche „Story!“ startet. Zum Thema „Heimat“ liest um 19.30 Uhr Frank Sorge aus „Berlin, Brunnenstraße 3“, um 21 Uhr folgt Sebastian Lehmann mit „Sebastian“ und um 22.30 Uhr bringen Salome Dastmalchi und Nenad Subat unter dem Titel „Überall, nur nicht auf dieser Welt“ Texte über Land-, Welt- und Realitätsflucht zu Gehör.

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