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SCHREIB Waren: Sonne über der Kältezentrale

Neuerdings gibt es Frühstücksbrettchen, auf denen der Satz steht: „Du hast alles, aber auch alles richtig gemacht!“ Solchermaßen ermuntert, startet man gern in den Tag und blickt schon morgens wohlwollend auf das bisherige Leben zurück.

Neuerdings gibt es Frühstücksbrettchen, auf denen der Satz steht: „Du hast alles, aber auch alles richtig gemacht!“ Solchermaßen ermuntert, startet man gern in den Tag und blickt schon morgens wohlwollend auf das bisherige Leben zurück. Häufiger sind aber wohl Minuten tragischer Selbsterkenntnis. Niemand beschreibt sie treffender als Rocko Schamoni in seinem Buch „Sternstunden der Bedeutungslosigkeit“. Es widerlegt den Frühstücksoptimismus durch den Antihelden Michael Sonntag ganz praktisch. Nein, ein Sonntagskind kann man diesen Durchwurstler nicht nennen. Nun hat Schamoni den weiteren Lebensweg von Michael Sonntag beschrieben – und diesen auf die Formel „Tag der geschlossenen Tür“ gebracht. Die Türen zum Festsaal Kreuzberg (Skalitzer Str. 130), wo der Autor am Mittwoch und Donnerstag liest, öffnen sich hingegen an beiden Tagen um 20 Uhr.

Ebenfalls am Mittwoch um 20 Uhr liest Antje Rávic Strubel im Literarischen Colloquium (Am Sandwerder 5) aus ihrem Roman „Sturz der Tage in die Nacht“. Hier werden drei Menschen auf einer Ostseeinsel mit den langen Schatten der DDR-Vergangenheit konfrontiert. Die Lesung wird von der Literaturkritikerin Ina Hartwig moderiert.

Auch in Inka Pareis neuem Roman „Die Kältezentrale“ geht es um die DDR-Vergangenheit. Die titelgebende Kältezentrale bezeichnet den Raum der Klimaanlage im Verlagshaus der DDR-Zeitung „Neues Deutschland“, wo die Druckmaschinen gekühlt wurden. Pareis Roman ist als Erinnerungsprozess des Ich-Erzählers gestaltet, der sein eigenes Leben rekonstruiert. So musste er den Tod eines Kollegen erleben, der aufgrund fortgesetzter Schikanen aus dem Fenster dieses Raumes sprang – ein Erlebnis, das zum Bruch mit seinem bisherigen Leben führte. Parei liest am Donnerstag um 20 Uhr im Literaturforum im Brechthaus (Chausseestraße 125) und spricht mit der Literaturkritikerin Sigrid Löffler über ihren surreal anmutenden Roman.

Um nachwirkende, todbringende Geheimnisse der Vergangenheit geht es auch in Jan Costin Wagners hochgelobtem Kriminalroman „Das Licht in einem dunklen Haus“, der im kalten Finnland spielt. Warum wird eine Komapatientin ermordet, warum findet man als einzige Spur Tränenflüssigkeit auf ihrem Bett? Der melancholische Kriminalkommissar Kimmo Joentaa hat hierzulande schon eine große Fangemeinde gewonnen. Als special guest steht dem Autor am Montag um 20 Uhr im Kaffee Burger (Torstraße 58/60) der Schauspieler Matthias Brandt zur Seite, der ja seit kurzem selbst einen Kommissar im „Polizeiruf 110“ gibt.

Um so viel düsterer Vergangenheit furchtlos ins Auge zu blicken, braucht es einen guten Start in den Tag. Deshalb: Immer gut frühstücken! Dann haben Sie diese Woche alles, aber auch alles richtig gemacht!

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