zum Hauptinhalt

SCHREIB Waren: Und sie ist weg!

Nun sind sie vorbei, die Wochen der verwaisten Veranstaltungskalender. Die Dichter kommen von den Stränden und aus den Bergen zurück – wenn sie nicht am heimischen Schreibtisch gerackert haben.

Nun sind sie vorbei, die Wochen der verwaisten Veranstaltungskalender. Die Dichter kommen von den Stränden und aus den Bergen zurück – wenn sie nicht am heimischen Schreibtisch gerackert haben. Es geht wieder los: das große Lesen.

Die „rentrée littéraire“ beginnt mit einem, nun ja, Hammer. Bücher, auf denen Terézia Mora steht, kann man ungesehen kaufen. Es ist es egal, worüber sie schreibt. Sei es über Ungarn zu Zeiten des „Gulaschkommunismus“ (in „Seltsame Materie“) oder über den fremdesten Fremden der deutschen Gegenwartsliteratur Abel Nema (in „Alle Tage“).

Nun, im dritten Buch, schreibt Mora über das Leben nach der großen Blase. Das ist zum einen die sogenannte New-Economy-Blase. Zum anderen ist es die Blase der Online-Kommunikation mit global verstreuten Partnern. In der hockt Moras dickleibiger Protagonist namens Darius Kopp. Unser Mann stammt aus der DDR, war 1989 erst 24, und macht irgendwie in IT: Drahtlosnetzwerke für eine amerikanische Firma. Nun aber gibt es Probleme: vom auslaufenden Leasingvertrag seines Wagens bis zu den Wünschen seiner Frau. Zudem speckt die Firma ab, Kopp wird „Der einzige Mann auf dem Kontinent“ (Luchterhand). Die Firma jedoch ist plötzlich nicht mehr zu erreichen. Alles verschwindet, eine Leere überkommt das Leben. Am schönsten ist, wie Mora zwischen lauter Rede und stillen Gedanken oszilliert. Und dass das niemals anstrengend wird, sondern witzig bleibt. Davon kann, nein: sollte man sich bei der Buchpremiere am Donnerstag, (3.9., 20 Uhr) in der Akademie der Künste am Pariser Platz überzeugen, wenn Terézia Mora im Gespräch mit Katja Lange-Müller den Roman vorstellt.

Das Verschwinden ist derzeit ein verbreiteter Topos. Jenny Erpenbeck hat über „Dinge, die verschwinden“ eine Kolumne in der FAZ geschrieben. Nun gibt es die verschwundenen Dinge als Buch bei Galiani: den Palast der Republik, Sperrmüll, Tropfenfänger, etc. Kathrin Röggla geht die Frage des Erinnerns vom anderen Ende an. Sie erzählt einen Besuch in Tokio gewissermaßen gemäß der japanischen Leserichtung. „Tokio, rückwärtstagebuch“ (Starfruit publications) beginnt also mit dem müden Heimflug und endet mit dem munteren Aufbruch. Oliver Grajewski liefert dazu eine Bildererzählung. Sowohl Erpenbeck als auch Röggla und Grajewski, dazu Daniela Dröscher, Ursula Fricker und Rolf Schneider, lesen am Donnerstag, (3.9., 20 Uhr) im Literarischen Colloquium (Am Sandwerder 5, Zehlendorf). Das Ganze heißt, natürlich, „Saisonauftakt“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false