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Kultur: Schritt auf den Weltmarkt

Walther König wird Generalunternehmer der Buchhandlungen in den Staatlichen Museen Berlin.

Immer mehr Eigenmittel müssen die Museen erwirtschaften, um ihre Arbeit angesichts gleichbleibender oder allenfalls gering steigender staatlicher Zuschüsse finanzieren zu können. Diese „Notwendigkeit“ habe „das Thema Merchandising bei den Staatlichen Museen in den Fokus gerückt“, hieß es vor einiger Zeit seitens der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Damit wurde die Abkehr von der bisherigen Einzelverpachtung der Shops in den Museen zugunsten eines Generalunternehmers begründet, der insbesondere das Merchandising-Geschäft voranbringen und dazu auch einen entsprechenden Online-Auftritt schaffen soll. Nun ist die Entscheidung gefallen.

„Die im Kunst- und Kulturbereich namhafte Buchhandlung Walther König GmbH & Co. KG übernimmt als Dienstleister ab Herbst 2013 schrittweise die Entwicklung, Produktion und den Vertrieb von Merchandisingprodukten und individuellen Buchsortimenten der Staatlichen Museen zu Berlin“, teilten die Staatlichen Museen gestern mit. Damit ist das Aus der übrigen bisherigen Shop-Pächter besiegelt. Und das sind keine Leichtgewichte. Ernst Wasmuth ist mit sieben Shops an vier Standorten dabei, der Bücherbogen am Savignyplatz, lange Primus unter den Kunstbuchhandlungen der Stadt, mit zwei Auslagen in der Neuen Nationalgalerie sowie dem Museum Berggruen. Nur der intimste aller Shops, derjenige im Keller der Alten Nationalgalerie, wird von der Buchhändlerin Sabine Appel als ihr einziges Geschäft geführt. Für sie bedeutet die Kündigung den „endgültigen Abschied vom Buchhandel“.

Mithalten mit den Anforderungen der Preußen-Stiftung konnte sie nicht. In einem 42-seitigen „Informationsmemorandum“ für die Interessenten an dem Museumsauftrag wurde einiges verlangt: ein Durchschnitts-Nettoumsatz von mindestens zwei Millionen Euro in den zurückliegenden drei Jahren, der Nachweis des Betriebs von Museumsshops, Buchläden oder Ähnlichem sowie eine „Referenz im Bereich Produktentwicklung“. Darauf liegt der Hauptaugenmerk der Stiftung. Gedacht ist neben einem umfassenden Online-Shop auch an Filialen auf Flughäfen und Bahnhöfen.

„Wir werden unser Bestes tun, von unserem Engagement und unseren Kenntnissen her, um vorbildliche Museumsläden einzurichten. Wir wollen Mitarbeiter der bisherigen Buchhandlungen gern übernehmen“, erklärte Walther König nach der Unterzeichnung der auf sechseinhalb Jahre plus fünf Jahre Option geschlossenen Verträge. Bereits Ende September soll im Neuen Museum ein neuer Shop eingerichtet werden, gefolgt zum Jahresende vom Pergamon-Museum. „Die Shops werden sehr individuell bleiben“, versichert König, „nur die Typografie wird einheitlich sein.“ Im Übrigen soll die große Filiale auf der Burgstraße gegenüber der Museumsinsel als Flaggschiff des König’schen Berlin-Engagements herausgestellt werden.

Was Verkaufsstellen in Museen angeht, besitzt König internationale Erfahrung. Ob im Stedelijk Museum Amsterdam oder in der Serpentine Gallery in London, überall ist der charakteristische Mix aus aktuellen Buchpublikationen und preiswerten Remittenden zu finden. Mit diesem Geschäftsmodell hat Walther König, der Bruder des unlängst in den Ruhestand getretenen Direktors des Kölner Museums Ludwig, Kasper König, seinen Erfolg begründet.

Angefangen hat es 1969 in einem schmalen, in die Tiefe gehenden Laden, in dem erstmals aktuelle Kataloge und Bücher aus fernen Städten und spezialisierten Verlagen zu finden waren. Danach kam bald der „Büchermarkt“, wo König vor allem Restauflagen von Ausstellungskatalogen zu stark verbilligten Preisen anbot. Längst werden die Sonderangebote auch auf dem Postweg vertrieben. Ein großzügiger Neubau ebenfalls brachte 1981 den Platz für das schier unüberschaubare Sortiment. Bei den Staatlichen Museen gilt es, das Angebot für die Besucher neu zu gestalten. Die Organisation der Shops durch einen Generalanbieter soll künftig von der Produktentwicklung über ein kompetent zusammengestelltes Buchsortiment bis hin zum Shopbetrieb, dem Onlineshop sowie der Entwicklung weiterer Vertriebswege reichen. Denkt man an die opulenten Kataloge, die amerikanische Museen wie das New Yorker Metropolitan Museum oder das Art Institute of Chicago alljährlich auflegen und ihren sorgfältig gepflegten Mitgliedern zustellen, mittlerweile vor allem online, dann sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt.

Kritik an den Plänen der Staatlichen Museen artikulierte sich spät und spärlich. Ernst Wasmuth hatte seine Fühler bereits anderweitig ausgestreckt und eröffnete zum Wochenbeginn am 1. Juli seinen ersten Shop außerhalb Berlins, im Museum der bildenden Künste Leipzig, in dem 2004 eröffneten Neubau in der Nähe des Hauptbahnhofs. „Wir sind froh, in diesem Hause als erfahrener Museumsshop-Betreiber ausgesprochen willkommen zu sein“, ließ Wasmuth wissen. Bernhard Schulz

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