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Kultur: Schritte ins Nichts - Das Buch als virtuelle Ausstellung

Es gibt Kunstbücher zum Anschauen und solche zum Lesen. Manchmal reichen die Abbildungen an das originale Kunstwerk heran, manchmal vermitteln sie nur einen vagen Eindruck.

Es gibt Kunstbücher zum Anschauen und solche zum Lesen. Manchmal reichen die Abbildungen an das originale Kunstwerk heran, manchmal vermitteln sie nur einen vagen Eindruck. In seltenen Fällen gehen Text und Bild, Kunstwerk und Reproduktion jedoch eine gelungene Synthese ein. Dann handelt es sich meist um jene Künstlerbücher, in denen die Liebe zum Werk die Edition geleitet hat. Erich Lindenbergs "Kleine Raumbilder" sind ein Beispiel für diese raren Bücher, in denen man blättert wie in einem Bilderbuch und in der Abfolge der Gemälde dennoch den Eindruck hat, man schreite durch eine virtuelle Ausstellung. Lindenbergs "Kleine Raumbilder" zeigen leere, entleerte Räume, in denen Farbe und Geometrie die einzigen Koordinaten bilden, die den Eindruck des Dreidimensionalen erzeugen. Es sind minimalistische Konstruktionen, die sich noch einmal der Malerei der Moderne - Edward Hopper, Francis Bacon - angenommen haben, um sie in abstrakte Kunsträume zu verwandeln. Die Menschen sind aus dem Bild verschwunden und haben eine leere Bühne hinterlassen, auf der sich nichts anderes ereignet als die Malerei.

Lindenbergs Werkkomplex besteht aus einer Serie von 48 kleinformatigen Ölbildern, ist aber theoretisch ein unabschließbares Projekt, denn in seiner puristischer Malerei ist jedem Bild das sich ankündigende nächste Bild bereits eingeschrieben: Jedes Bild ist eine Setzung mit dem Anspruch, das perfekte Werk zu sein, und wird doch durch das ihm nachfolgende in Frage gestellt. So blättert man von einem Farb-Raum zum nächsten und wird Zeuge einer Suche nach der verlorenen Form. Oder, wie Jan Thorn-Prikker schreibt: "Diese Arbeiten zeugen vom Versuch der Erfüllung des Traumes von der gelingenden Malerei. Sie schaffen unbetretbare Kunsträume. Unendliche Möglichkeiten. Nichts als Illusionen. Gemälde wie Schritte ins Nichts." Bei Erich Lindenberg ist dieses Nichts ein mit Spannung geladenes Raumgefüge, das die Farbe reden lässt und selber schweigt. vmErich Lindenberg: 48 kleine Raumbilder. Verlag Walther König. Köln 1999. 34,80 Mark.

Erich Lindenberg: 48 kleine Raumbilder. Verlag Wal

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