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Freunde im Smoking. Sasha, Rea Garvey und Xavier Naidoo. Foto: dpa

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Kultur: Schubidu, nanu, Naidoo?!

Popstars swingen im Berliner Admiralspalast

Die Sache mit dem Rat Pack ist natürlich nur ein Alibi, ein Marketing-Gag. Vier Kumpel, die gerne zusammen abhängen, haben eine dieser typischen Spätabends- in-der-Kneipe-Ideen: Warum nicht mal eine gemeinsame Show auf die Beine stellen, bei der jeder macht, was er am besten kann? Xavier Naidoo, Sasha und Rea Garvey (von Reamonn) würden singen, Michael Mittermeier dazu quasseln. Und weil sie quotenverwöhnte, coole Hunde sind, greifen sie gleich nach den Entertainment-Sternen. An die legendäreren Las-Vegas-Auftritte von Frank Sinatra, Sammy Davis Jr. und Dean Martin wollten sie anknüpfen, ein Glas in der Linken, das Mikro in der Rechten. Ganz groß, megalässig, sensationell glamourös. Sie kaufen also Smokings, engagieren Tobias Kremer und seine Bigband, lassen sich eine Tourneekulisse im Sixties-Style zimmern – und los geht’s.

Nach Zürich, Wien und Hamburg rockt das Quartett mit „Alive and swingin’“ jetzt den Admiralspalast. Und zwar richtig. Denn der Abend ist viel mehr als ein „Tribute“, eine Doppelgänger-Show. Sondern ein Männerfreundschaftsabend, bei dem man zusehen darf. Stars von früher nachmachen kann jeder Musicalstudent. Hier aber genehmigen sich profilierte Popkünstler einen stilistischen Abstecher – um doch sie selbst zu bleiben. Die Band swingt souverän, die Boxen aber sind auf Rockkonzert-Lautstärke ausgepegelt, Rea, Sasha und Xavier verströmen sich in Harmonie, singen verjazzte Coverversionen von Hits der anderen, finden sich bei den Standards zum Duo, Trio zusammen. So bleibt das ganze faszinierend zwittrig, postmodern in der Schwebe, eine dreistündige Jamsession, unterbrochen nur vom Klassenclown der Clique: Michael Mittermeier feuert Zoten ins johlende Publikum, immer hart an der Grenze zum Nervtöter, ein Troubadix, den die anderen nicht mitsingen lassen wollen – und der sich am Ende doch sein Solo erschleicht. Rea ist der Lässigste, Sasha gibt selbstironisch den Crooner, Xavier wirkt ein wenig steif daneben, kann jedoch mit seiner schönen Stimme punkten. Was aber die größte Kunst ist: Alles wirkt hier absolut spontan, obwohl es bis ins Detail ausgeklügelt ist, wie die konsequent durchgehaltenen running gags beweisen. Chapeau, Jungs! Frederik Hanssen

Noch einmal heute, Donnerstag, 20 Uhr.

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