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Mit denen kommt man auf jeden Fall rein: Stilettos in Höchstform auf dem Roten Teppich in Cannes.

© Reuters

Schuhe beim Filmfestival Cannes: Oh là là, ein Turnschuh!

Zwingt die Kleiderordnung beim Filmfestival in Cannes Frauen zum Tragen hoher Schuhe? Alles halb so wild und eher un peu éxagéré, kann unsere Autorin aus eigener Erfahrung berichten.

Festivalchef Thierry Frémaux hat sich entschuldigt, weil bei einer Gala-Premiere in Cannes offenbar Frauen abgewiesen wurden, die keine Schuhe mit hohen Absätzen trugen. So stand es jedenfalls in einem Bericht des britischen Filmmagazins „Screen“: Auch ältere Damen „mit Gesundheitsproblemen“ seien betroffen gewesen. High-Heels-Gate beim wichtigsten Filmfestival der Welt?

Nach Twitter-Shitstorm, öffentlicher Kritik der Schauspielerin Emily Blunt und weltweiter Aufregung in der Boulevardpresse hier nur soviel: Hohe Absätze waren noch nie Pflicht in Cannes, auch wenn der Bericht dies suggerierte. Es gibt bei dem Filmfestival allerdings einen peniblen Dresscode, und eine streng durchhierarchisierte Schlangen-Ordnung beim Warten auf den Einlass. Verschiedene Tickersorten, verschiedenfarbige Akkreditierungen, rosa ist gut, rosa mit gelbem Punkt besser, mit dem weißen Badge bist du König. Und anders als auf der Berlinale ist bei den Gala-Vorstellungen Abendkleidung für die Frauen Vorschrift, bei den Männern muss es Smoking oder zumindest Anzug und Fliege sein. Fliegen können rund um den Festivalpalast für geringes Entgelt ausgeliehen werden – aber wehe, Jackett und Hose haben nicht die gleiche Farbe, Designerlabel hin oder her. Da gibt es kein Vertun bei den Franzosen.

Stress war das schon immer, mit der Kleiderordnung in Cannes. Die Verfasserin dieser Zeilen hat es am eigenen Leibe erlebt, als sie wegen anderweitiger Verpflichtungen eine Pressevorführung am Morgen nicht besuchen konnte und sich durch den streng durchbürokratisierten Parcours erfolgreich hindurchlaviert hatte, um eine Karte für die Gala am Abend zu erkämpfen – ein Film mit Uma Thurman und Robert De Niro, bald 20 Jahre her. Sie hatte sich eigens neue Schuhe für das Event gekauft, schicke flache Schuhe mit Glitzer dran, aber dummerweise zum Teil aus Stoff.

Die fehlenden Absätze waren kein Problem, aber das Material des Schuhwerks: Turnschuhe, befanden die Saalordner, keine Chance auf Einlass, trotz ordentlichem Ticket und Glitzer. So verbringt man dann einen Gala-Abend mit jenen männlichen Besuchern, die keine Fliege mehr ergattern konnten oder die Farbordnung missachtet haben.

Beim diesjährigen Festival hat sich die Aufregung inzwischen wieder gelegt. Zunächst hatte sich Festivalchef Frémaux am Rande eines Abendessens im Luxushotel Carlton wie gesagt entschuldigt, allerdings mit dem Satz: „Vielleicht gab es einen kleinen Moment des Übereifers." Mit anderen Worten: Nicht wir waren es, sondern das Personal am roten Teppich hat übertrieben. So schiebt man Verantwortung weiter.

Inzwischen hat Frémaux nach dem Shitstorm nun ebenfalls über Twitter versichert, hohe Absätze bei Gala-Vorstellungen im Festivalpalais an der Croisette seien nicht verpflichtend. Und die Festival-Organisatoren stellten in einer zusätzlichen schriftlichen Stellungsnahme klar, der Dresscode für solche Abend mache keine Angaben zur Höhe der Absätze. Und Festivalsprecherin Christine Aimé ergänzte noch unmissverständlicher: „Frauen können auch mit Strass-Ballerinas und flachen Schuhen kommen“. dpa / tsp

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