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Schulkomödie: Hier die Pauker, dort die Rabauken

Bora Dagtekins „Fack ju Göhte“ führt Lausbuben und Lehrerinnen versöhnlich zueinander.

Uschi Glas hat die Seiten gewechselt. Zu Beginn ihrer Karriere, in Filmen wie „Pepe, der Paukerschreck“ (1969) und „Wir hau’n die Pauker in die Pfanne“ (1970), hat sie den Lausbuben Hansi Kraus beim Ärgern von trotteligen, verklemmten Lehrern unterstützt. Jetzt bekommt sie zu spüren, dass so etwas nicht immer lustig ist: In „Fack ju Göhte“ verkörpert sie die Lehrerin Ingrid Leimbach Knorr, die die rabiaten Schülerstreiche nicht länger ertragen kann und einen Selbstmordversuch unternimmt. Jawohl, in dieser Feel-Good-Komödie gibt es einen Selbstmordversuch. Und Mobbing. Und körperliche Gewalt.

Die Sache bleibt trotzdem insgesamt eher zahm. Bora Dagtekin („Türkisch für Anfänger“) möchte nicht verstören, sondern unterhalten. Von einer deftigen Paintball-Episode abgesehen, in der aufsässige Schüler mit Farbgeschossen traktiert werden, ist der Film frei von anarchischen Tendenzen. Dagtekin und seine Produzentin Lena Schömann kommen aus Lehrerfamilien, sie sind beide um die dreißig und möchten ein breites Publikum erreichen. „Fack ju Göhte“ richtet sich nicht an die bildungsferne Jugend, eher an zielstrebige Mittzwanziger, die vielleicht selbst Lehrer werden möchten. Spaß muss sein, lautet die Botschaft, aber nicht auf Kosten anderer. Nicht auf Kosten von Uschi Glas und schon gar nicht von Katja Riemann, die in der Rolle der Direktorin mit ihrem eigenen Image als verletzbare Zicke spielt.

Im Mittelpunkt steht ein Wohltäter wider Willen. Zeki Müller (Elyas M’Barek) möchte eigentlich nur an die Beute ran, die er vor Jahren nach einem Bankraub vergraben hat. Aber während seiner Haft ist genau an dieser Stelle eine Turnhalle gebaut worden. Also bewirbt er sich, um ungestört buddeln zu können, bei der Schule als Hausmeister – und wird versehentlich als Lehrer eingestellt. Dass er kaum lesen und schreiben kann, macht weiter nichts, dazu sind die Schüler selbst zu ungebildet und unaufmerksam. Immerhin stellen sie fest, dass er nicht wie ein Herr Müller aussieht. Ihr Verdacht ist begründet: Elyas M'Barek hat einen tunesischen Vater und ist bisher meist als Türke besetzt worden, so auch in „Türkisch für Anfänger“.

Als Frau seines Herzens, die ihn zum anständigen Menschen fortbildet, vollbringt Karoline Herfurth eine Meisterleistung. Die Rolle einer idealistischen, überforderten, zu Weinkrämpfen neigenden Nachwuchslehrerin ist eigentlich undankbar, aber Herfurth macht eine freiwillig komische Nummer daraus. Man lacht mit der Schauspielerin, wenn ihrer Figur ein Missgeschick unterläuft.

Max von der Groeben, als Ober-Rabauke, hat seinen großen Augenblick bei einer Schulaufführung. In der Balkonszene aus „Romeo und Julia“ benimmt er sich wie Woyzeck, der gerade seine Marie umbringt. Wiederholt kokettiert der Film mit dem Abgründigen. Dass es beim Kokettieren bleibt, sollte man ihm nicht vorhalten. Die Missstände im Schulwesen kommen wenigstens zur Sprache; dass sie im wahren Leben nicht so leicht zu beheben sind, weiß der Zuschauer selbst. Frank Noack

In 19 Berliner Kinos

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