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Kultur: Schumann, Brahms und die Folgen

Je ungewöhnlicher, desto besser: Das Musikfest Berlin 2014 hat sein Programm vorgestellt.

Es hat sich mittlerweile herumgesprochen bei den großen Orchestern. Wer zum „Musikfest Berlin“ eingeladen wird, darf ruhig etwas wagen. Hier gilt: je mutiger, je ungewöhnlicher die Werkzusammenstellung, desto besser. Weil es Festivalmacher Winrich Hopp darum geht, Abende „jenseits des Interpretenkults“ zu gestalten, wie es Thomas Oberender, der Intendant der Berliner Festspiele, jetzt bei der Präsentation des 2014er-Programms formulierte.

Unter dem Dach der Festspiele findet das Musikfest statt, als Nachfolger der Festwochen, mit einem künstlerischen Budget von rund einer Million Euro. Mit dem Geld lassen sich Gastspiele bedeutender Orchester organisieren, die sonst um Berlin einen Bogen machen – weil hier einfach nicht die horrenden Ticketpreise verlangt werden können, die das Publikum in anderen, mit weniger eigenen Spitzenformationen gesegneten Städten notgedrungen zahlt.

Zwischen dem 2. und 22. September wird sich also in der Philharmonie Unerhörtes ereignen. Das Clevenland Orchestra beispielsweise widmet einen ganzen Abend ausschließlich dem 1973 geborenen Komponisten Jörg Widmann, vier Alphornisten interpretieren auf neun Instrumenten zusammen mit dem SWR Orchester Georg Friedrich Haas’ „Concerto grosso Nr.1“. Das WDR Sinfonieorchester Köln bietet eine Uraufführung von Wolfgang Rihm, Stephan Dohr und das Mahler Chamber Orchestra spielen vom selben Komponisten die deutsche Erstaufführung seines neuen Hornkonzerts.

Dem Horn kommt 2014 eine Schlüsselrolle zu. Durch die Einführung der Ventile, so Winrich Hopp, wurde am Beginn des 19. Jahrhunderts die Entwicklung des Orchesters, wie wir es heute kennen, erst möglich. Robert Schumann begrüßte damals die Innovation begeistert und schrieb sein „Konzertstück für vier Hörner“, das John Eliot Gardiner und das London Symphony Orchestra zu ihrem Auftritt mitbringen. Johannes Brahms dagegen hielt am Naturhorn fest – Teunis van der Zwart wird am 6. September bei Brahms’ Es-Dur-Trio von 1865 also ein traditionelles Instrument blasen.

Den beiden Romantikern widmen sich auch die treuesten Berliner Partner des Musikfestes, die Philharmoniker wie die Staatskapelle. Barenboim bietet beide Brahms-Klavierkonzerte hintereinander, Rattle dirigiert sämtliche Sinfonien von Schumann und Brahms an vier Abenden. Ein „kräftiges Portal“, wie es Winrich Hopp nennt. Dank seiner gedanklichen Rahmenarbeit und der Mithilfe aller Beteiligten wird es sich im September zum Tor in die Zukunft weiten.

Informationen unter: www.berlinerfestspiele.de

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